http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0258
Sammlung der Markgrafen von Baden (S. Durian-Ress) sowie die Nachbildung der Betlehe-
mer Geburtsgrotte im Andachtsstätten-Ensemble der Markgräfin Sibylla Augusta (1675—1733)
(W. Stopfel) behandelt. Insbesondere der letztgenannte Beitrag hat nicht nur ein bislang kaum
beachtetes Phänomen zum Gegenstand, sondern besticht auch durch die Art und Weise seiner
Behandlung.
Zwei weitere Autoren beschäftigen sich mit der Restaurierung und Neugestaltung barocker
Kirchenräume: D. Weis stellt die Restaurierungsgeschichte der Stadtkirche St. Bartholomäus
in Ettenheim dar, H. H. Hofstätter geht auf ein Kruzifix des Bildhauers Franz Gutmann im
Zusammenhang mit der Chorraumgestaltung in der Universitätskirche in Freiburg ein.
Die drei abschließenden Beiträge der Festschrift widmen sich der Kunstentwicklung des
19. Jahrhunderts. B. M. Kremer zeichnet in seinem Artikel nach, welche Bedingungen und
Umstände dazu führten, daß die Kircheninnenräume im vergangenen Jahrhundert stark verschiedenen
„Moden" unterlagen und oft aufgrund von „Purifizierungs"- oder „Ausräumungswellen
" ihren eigentlichen Charakter verloren. Die über hundert Kirchen dagegen, die im
19. Jahrhundert im Ortenaukreis errichtet wurden, und denen der faktenreiche Aufeatz von
H. J. Wörner gewidmet ist, spiegeln die Vielfältigkeit dieser Epoche wider und sprechen auch
von Politik, Gesellschaft und Kultur der Zeit. Erst durch das Erscheinen von Sotheby's Auktionskatalog
anläßlich der Versteigerung des Inventars des Neuen Schlosses in Baden-Baden,
1995, ist die Bronzeplastik „Zeitgeist und Staatsschiff4 von Hermann Volz der Öffentlichkeit
bekannt geworden. Sie, ein Geschenk der badischen Städtegemeinschaft an Großherzog Friedrich
I. von Baden zu seinem 70. Geburtstag 1896, ist Hauptgegenstand des Artikels von H.
Siebenmorgen, der ihr aufgrund ihrer orginellen Bildschöpfung eine Sonderstellung einräumt.
Der reich bebilderte Band mit Farbtafelanhang, Register und Anmerkungsapparat und nicht
zuletzt einer stattlichen Tabula Gratulatoria ist aufgrund der meist sehr hohen Qualität und
Reichhaltigkeit der Beiträge in Gänze nicht nur eine würdige Festschrift für einen außerordentlichen
Gelehrten, sondern zugleich auch ein weiterer, wichtiger Beitrag zur Kunst,
Kirchen- und Klostergeschichte im Oberrheingebiet. Sebastian Bock
Ursula Kröll, Glaskunst im Schwarzwald. Von Glashütten, Alchimisten und schönen Gläsern
. Waldkircher Verlag, Waldkirch 1994. 168 S., teilw. farbige Abb.
Ursula Kröll hat eine kleine Kulturgeschichte des Glases regionaler Prägung verfaßt. Mit
leichter Hand vermittelt sie Wissenswertes über die Glasherstellung, Glasfunde aus keltischer
und römischer Zeit, hauptsächlich jedoch über die Schwarzwälder Glashütten, ihre Produkte
und deren Vermarktung. Sie geht auch auf die Glasproduktion der Gegenwart ein? von der
Glasfabrik Achern bis hin zu individuellen handwerklichen Glasbläsereien im Höllental, in
Herrischried, Aftersteg und Altglashütten. Exkurse über Glasharfen und -harmoniken und das
Motiv „Glas" im Märchen vom Geist in der Flasche bis zu Schneewittchens Glassarg runden
das Werk ab, das übrigens sorgföltig illustriert ist. Renate Liessem-Breinlinger
Hedwig Buss, Was die Alten erzählten ... Von Sympathiedoktoren, Hexen und Schräcksli.
Geschichten aus dem Schwarzwald Band 1. Waldkircher Verlag, Waldkirch 1994. 304 S., Abb.
Was Hedwig Büß bescheiden als „Geschichten aus dem mittleren Schwarzwald" betitelt, ist
in Wahrheit eine volkskundliche Materialsammlung mit mehr als nur Unterhaltungswert.
Während ihrer Lehrerausbildung hatte die Autorin 1948 begonnen, im Harmersbachtal volkstümliches
Erzählgut aufzuzeichnen. Ihre Gewährspersonen fand sie in Bauernhöfen, wo die
Erinnerung an die Spinnstuben noch lebte, aber auch in der Keramikfabrik in Zell bei Arbeitern
und Arbeiterinnen. In dieser ersten Phase, die bis 1954 dauerte, hielt sie das Erhobene
per Kurzschrift fest: „zwischen Mostglas und Vesperbrettle" In der zweiten Phase, die 1975
begann, bediente sie sich eines Recorders. Dem Gewinn an Originaltreue dank des techni-
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