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benswert, und so trat er einen Monat später in Freiburg einen Posten als Gymnasiallehrer
an. Im Oktober 1819 wurde er zweiter Kustos der Universitätsbibliothek. Die
im gleichen Jahr ihm gewährte ministerielle Genehmigung, Vorlesungen an der
Hochschule zu halten, wurde ihm nach Protest des Consistoriums wieder entzogen.40
1821 wurde er von der Philosophischen Fakultät zum Doktor promoviert41 und bald
darauf habilitiert,42 so daß er im gleichen Jahr als Privatdozent auftrat. 1822 wurde
er Präfekt des Gymnasiums.
Schreibers Berufung an die Theologische Fakultät
Inzwischen war die Theologische Fakultät eine andere geworden. Zum einen fand
die Aufklärung bei den Regierungen nicht mehr jene Wertschätzung wie Jahre zuvor.
Gleichzeitig entwickelten sich jene konsequent auf deren Durchsetzung bedachten
Ansätze weiter, während eine andere an der politischen Durchsetzungsfähigkeit orientierte
Grundhaltung manches früher Erhoffte aufgegeben hatte.
Auch personell hatte sich einiges geändert Nach wie vor lehrten Hug und Werk.
Doch beide verstanden sich mit der Zeit immer weniger. Hug war der sich hinter
dickleibigen Folianten vergrabende Forscher, während Werk Austausch und Geselligkeit
bevorzugte 43 Der Kirchenhistoriker Schinzinger, dessen wissenschaftliche
Tätigkeit in der Rezeption von Dannenmayers Institutiones44 lag, war im Mai 1824
pensioniert worden. Seine Stelle übernahm Johann Georg Benedikt Kefer.45 Doch
schon im Wintersemester 1824/25 zwang diesen ein Augenleiden, seine kirchengeschichtlichen
Vorlesungen abzusagen. Schmerzlich war für ihn, daß er nie mehr dozieren
konnte. Am 19. September 1826 wurde er in den Ruhestand versetzt. Nach
einem längeren Siechtum starb er am 21. November 1833 in Villingen.
Im Streit um die Nachfolge des am 19.1.1824 verstorbenen Moraltheologen Wanker
- inzwischen war er zum ersten Freiburger Erzbischof designiert worden46 -
spaltete sich die theologische Fakultät zum ersten Mal. Da man sich nicht auf die
Kandidaten Karl Maria Alexander Freiherr von Reichlin-Meldegg47 und Ludwig
Buchegger48 hatte einigen können, ernannte das Karlsruher Ministerium Franz Peter
Nick, den Pfarrer von Wittnau, zum Professor der Moral.49 Buchegger - seit 1821
a. o. Professor - wurde schließlich 1824 Professor für Dogmatik.
Ebenso entschied sich das Ministerium, Reichlin-Meldegg im Wintersemester
1825/26 die Vertretung der Kirchengeschichte für den erkrankten Kefer zu übertragen
. Nach dem Tod des Moraltheologen Nick im Frühjahr 1826 forderte der Universitätskurator
die Fakultät auf, zunächst den Kirchengeschichtslehrstuhl definitiv zu
besetzen. Der Vorschlag des Consistoriums, Reichlin zum außerordentlichen Professor
der Kirchengeschichte zu ernennen, scheiterte. Statt dessen erhöhte das Karlsruher
Ministerium diesem das Gehalt auf 300 fl und bat ihn, weiterhin provisorisch
die Kirchengeschichte zu dozieren.50
Nun begann die Planung für die Nachfolge des moraltheologischen Lehrstuhls.51
In die engere Wahl nahm man den Tübinger Universitätsprofessor Johann Baptist
Hirscher,52 und bis zur endgültigen Besetzung wollte man den Lehrer am Freiburger
Gymnasium Joseph Dominik Karl Brugger53 als Vertreter einstellen, Dieser wies
eine Suppletur jedoch wegen zu hoher Arbeitsbelastung zurück.54 Schlimmer traf
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