http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0365
Die verbilligten Schriften wurden ab Oktober 1921 vom Bücheramt besorgt und
zum Selbstkostenpreis an die Bedürftigen abgegeben. Die Feststellung der Bedürftigkeit
oblag der Studentenhilfe, die entsprechende Ausweise ausstellte. Man wollte
dadurch nicht zuletzt den betroffenen Studenten mögliche Peinlichkeiten ersparen:
„Die Freiburger Studentische Nothilfe setzt eine Kommission bestehend aus dem
Vorsitzenden der Studentischen Nothilfe, einem Professor (am besten dem Direktor
der Universitätsbibliothek), einem Vertreter des AStA und einem Vertreter des Buchhandels
ein, die das zu schaffende Bücheramt verwalten. Dieses Amt der Studenten-
nothilfe ist notwendig, damit sich der notleidende Student nicht in einer Buchhandlung
etwa einem jungen Angestellten gegenüber legitimieren muß/4 Die Umsetzung
dieser Maßnahmen wurde unmittelbar in die Wege geleitet und der Verkauf über das
Bücheramt sofort eröffnet. Bereits Anfang November 1921 waren an bedürftige Studenten
ermäßigte Bücher für über 20.000 Mark abgegeben worden,6
Neben dem Bücheramt betrieb die Studentenhilfe gleich zu Beginn ihres Bestehens
das Wirtschaftsamt, das verbilligte Lebensmittel und Gegenstände des täglichen
Bedarfs vermittelte. Eine Holzabgabestelle verhalf den Studierenden zu preisgünstigem
oder kostenlosem Brennholz, das zum großen Teil aus den städtischen
Waldungen stammte.7 600 Studierende holten sich 1923 insgesamt 3000 Zentner
Feuerholz bei der Studentenhilfe ab. Heizmittelknappheit behinderte jedoch nicht
nur die Studierenden, sondern auch den Lehrbetrieb selbst, wie aus einer Anregung
des Senats von 1919 hervorgeht: „Obwohl die örtlichen Stellen wie das vorgesetzte
Ministerium sich in erschöpfendster Weise um die reichlichere Belieferung mit
Brennstoffen bemüht haben, sind die Anlieferungen bis heute so gering geblieben,
daß damit für die ganze Heizperiode unmöglich ausgereicht werden kann. (...) Wir
müssen also Sparsamkeits-Einrichtungen treffen, die es ermöglichen, wenigstens bis
Weihnachten, den Unterrichtsbetrieb aufrechtzuerhalten, In erster Linie wird daran
zu denken sein, alle Veranstaltungen (...) in den Abendstunden, die nicht unbedingt
zum akademischen Unterrichtsbetrieb gehören, auszuschalten." Hier wurde nicht
zuletzt an die Einstellung öffentlicher Vorträge gedacht.8
Die Holzabgabe an bedürftige Studierende gestaltete sich insofern schwierig, als
in der Universität kein Lagerraum für das Brennholz vorgesehen war. Im Oktober
1922 verhandelte die Studentenhilfe deshalb mit dem Rektorat über die Möglichkeit,
das Holz in den Kellergängen des Kollegiengebäudes (heute: KG I) aufzustapeln.
Die Situation war äußerst brisant, denn: „Eine Einstellung der Lieferungen, bis das
jetzt zugeführte Holz verkauft ist, ist nicht möglich, da die Bohrersäge, von der es
kommt, es nicht länger lagern kann. Zudem besteht die Gefahr, daß die Schauinslandstraße
demnächst gesperrt wird. Dann kann das Holz vor Frühjahr überhaupt
nicht mehr geliefert werden." Die Verantwortung dafür wollte das Rektorat nicht
übernehmen und gestattete die kurzfristige Einlagerung des Holzes.9
Neben dieser Sachmittelunterstützung vergab die Studentenhilfe auch verschiedene
Darlehen, die entweder den Studierenden halfen, aus einem kurzfristigen finanziellen
Engpaß herauszufinden oder die Examensvorbereitung erleichtern sollten
. Außerdem verwaltete sie seit Mitte der zwanziger Jahre in Absprache mit der
„Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e.V.'*, die sich 1929 in „Deutsches
Studentenwerk e.V." umbenannte, die Vergabe von Stipendien der Studienstiftung
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