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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 18
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0020
Sven Lembke - Kaiser Maximilian I.

Die Ehe mit Maria war für die habsburgische
Dynastie einträglich. Die reichen Gebiete Flanderns
und Brabants konnten die Habsburger lange Zeit
behaupten. Zudem hat Maria Maximilian schnell
möglicher Sorgen24 hinsichtlich des Fortbestandes
des habsburgischen Hauses enthoben. Sie gebar ihm
einen Sohn, den einzigen Stammhalter, Philipp (den
Schönen, wie er später genannt wurde). Damit erfüllte
sie die wichtigste Aufgabe, die einer adligen
Gattin gestellt war.25 Am 27. März 1482 starb die
Herzogin an den Folgen eines Reitunfalls.

Maximilian setzte sich im Interesse der Herrschaft
nach dem Tod seiner ersten Frau selbst wiederum
im Feld der dynastischen Heiratspolitik ein.
Er warb um die zwölfjährige Anne, Herzogin der
Bretagne. Anne war nach dem Tod ihres Vaters, des
Herzogs Franz, im Jahr 1488 zu einer ähnlich begehrten
Braut wie damals Maria von Burgund avanciert
, weil mit ihr die Herrschaft über die Bretagne
verbunden war. Wie wertvoll der Gewinn der Bretagne
gewesen wäre, hat Maximilian rückblickend
selbst ausgedrückt: „Das ganze Land ... doch so
mächtig ist, daß es jährlich ordinarie wol vier mal
100 000 Gülden vermag und allweg an dritten oder
vierten Jahr vier oder fünf mal 100 000 Gülden an
Steuern." Der französische König Karl VIII. teilte
diese Wertschätzung der Bretagne,26 ohne zunächst
für sich selbst die Möglichkeit einer Heirat mit der
Herzogin zu sehen. Denn im Friedensvertrag von
Arras war im Dezember 1482 zwischen seinem
Vater König Ludwig XI. und König Maximilian
verabredet worden, daß Karl, der französische
Kronprinz, Maximilians Tochter Margarethe heiraten
sollte. Margarethe hielt sich deswegen schon
seit geraumer Zeit am französischen Königshof auf.

Maximilian ließ seine Werbung um Anne erfolgreich
von seinen Gesandten unter der Leitung Wolfgangs
von Polheim vortragen. Im Dezember 1490
wurden die Heiratsverträge mit Anne unterzeichnet
. Wolfgang von Polheim bekräftigte die prokura-
torische Eheschließung für seinen königlichen
Herrn in der Symbolsprache des Brauches dadurch,
daß er in voller Kleidung, aber mit einem nackten
Bein zu Anne in das Hochzeitsbett stieg.

Karl VIII., seit 1483 König Frankreichs, strebte
seit längerem danach, das bretonische Herzogtum
als letztes der großen Lehnsfürstentümer mit der
Krone zu vereinigen. Angesichts der Verbindung
von Anne und Maximilian verstärkte er seine diesbezüglichen
Anstrengungen und griff zu kriegerischen
Mitteln. Als Maximilian nicht den nötigen
militärischen Schutz für ihr Herzogtum vermitteln
konnte, revidierte Anne ihre Entscheidung. Sie entschloß
sich zur Ehe mit dem französischen König.
Karl mußte nun seine habsburgische Braut Margarethe
nach Hause schicken, verzichtete aber nicht
auf die altburgundischen Gebiete, die er schon als
Heiratsgut empfangen hatte.

Karls Verhalten widersprach den guten Sitten
dynastischen Betragens. Die zeitgenössische Kritik
, zumeist von Maximilian gefördert, protestierte
nicht gegen die Gewaltmittel des französischen
Königs, sondern dagegen, daß der französische
Bräutigam seinem Schwiegervater in spe, Maximilian
, die Gemahlin ausspannte. „Und nicht zog jener
treulose Schwiegersohn den Schwiegervater in
Betracht", dichtete Latomus.27Der als Schwiegervater
und Bräutigam doppelt düpierte Maximilian
wollte seine Schmach durch einen Zweikampf mit
Karl tilgen. Statt dieser ritterlichen Streitschlichtung
kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die
die Kämpfe mit Frankreich fortsetzten.

Nach ersten Verhandlungen 1493 wurde als neue
Gattin für Maximilian Bianca Maria Sforza in Aussicht
genommen.28 Bianca Maria war keine fürstliche
Erbtochter. Geld und Beziehungen in Oberitalien
scheinen die Braut attraktiv gemacht zu haben
. Maximilian konnte die sehr große Summe von
400 000 Gulden als Mitgift in Empfang nehmen.
Umgekehrt hoffte der regierende Sforza, Luodovico
il Moro, der seinen eigentlich erbberechtigten Bruder
Giangaleazzo von der Ausübung der Herrschaft
in Mailand fernhielt, selbst als Herrscher vom römischen
König legitimiert zu werden. Außerdem
hegte er, wie einst Karl der Kühne, den Wunsch nach
einer Standeserhebung. Sein Herzogtum Mailand
sollte ein Königreich werden. Die Ehe zwischen
Bianca Maria und Maximilian wurde am 14. März
1494 geschlossen.

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