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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 25
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0027
Die kulturellen Unterschiede blieben Grundlage für
agitatorische Literatur, die unter der Berufung auf
Basiswerte43 zum Krieg gegen die Türken aufforderte
. Da jedoch die türkische Gefahr für die europäischen
Mächte zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich
groß war, konnte ein Kreuzzug gegen die
Türken nicht realisiert werden und blieb allein dichterischer
Ausdruck für die angestrebte Führungsrolle
des Kaisers.

Selbstdarstellung und Persönlichkeit

Zu jeder Biographie der Zeit Maximilians gehört
ein Charakterbild, das heißt die Modellierung von
Vorlieben und Gewohnheiten eines Menschen zu
einer Persönlichkeit. Die zeitgenössischen Biographen
Maximilians lasen diese aus dessen Taten heraus
. Zuweilen erklärten sie umgekehrt die Handlungen
mit der Persönlichkeit des Monarchen. Dieses
Deutungsmuster, Gründe für soziales Handeln
in eine gleichbleibende Persönlichkeit zurückzu-
projizieren, ist vielfach belegt. Es funktioniert am
besten, wenn persönliche Entwicklung geleugnet
und von Kindheit an gleichbleibende Verhaltensmuster
postuliert werden.44 Im „Weißkunig" zum
Beispiel wird der Stil der maximilianischen Selbstdarstellung
so erklärt: „Der jung weiß kunig fraget
in seiner jugent gar oft von den kuniglichen
geschlechten ... und als er zu seinen jarn kam, sparet
er kainen kosten, sondern er schicket aus gelert
leut", die genealogische Forschungen betrieben.45
Angesichts dieser historischen Denkgewohnheiten
stellt sich die Frage, welche der Taten Maximilians
den zeitgenössischen Autoren als so zentral
erschienen, daß sie sie vom Wesen Maximilians
vorherbestimmt sahen. Grünpeck46 berichtete, daß
Maximilian bereits als Säugling stets wie ein König
zu verhandeln schien, daß er auf Waffen sensibel
und freudig reagierte und schließlich, daß er - gerade
erst geboren - wider die normale Natur plötzlich
und für kurze Zeit in der Lage gewesen sei, sich
selbst aufrecht hinzustellen. Der Biograph sah darin
Zeichen, die einen späteren Weltherrscher ankündigten
. Das Streben nach Dominanz über alle europäischen
Herrscherhäuser war im Handeln Ma-

®e öDrigine et cöuerfs

ti'one bonorü Regum: 8C laude Guitati's
HierofoIymx:cum exhortatiöe emfdem
rccuperand^. Sebafti'anus Brant

Abb. 9 Maximilian schreitet mit Waffen und Rüstung auf Jerusalem zu. Die göttliche
Hand, die sich aus der Wolke streckt, vervollständigt die kriegerische Ausrüstung des
Kaisers, um den Kreuzzug nach Jerusalem gegen die Türken zu unterstützen.
Holzschnitt aus Sebastian Brant: Varia Carmina. Basel 1498.

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