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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 46
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0048
IV

Der Widerstreit zwischen Hof und Reichstag prägte
Worms 1495 und prägte auch die Folgetage von
Worms. Maximilian forcierte den Widerstreit sogar
noch. Denn er erschien weder in Lindau noch
in Worms, er blieb einfach fern. Der Hof blieb so
dem Reichstag gleichsam vorenthalten, beide blieben
weit voneinander getrennt. Denn der König
wollte die Stände, und ihnen voran Berthold von
Henneberg, spüren lassen, daß sie „nichts entlichs
oder besliesslichs handeln" können, wenn der König
„in eigner person nit komen" könne oder wolle
; so heißt es fast schon sarkastisch im Freiburger
Abschied.32 Der Freiburger Tag zerfällt in zwei
Phasen.33 In der ersten - sie dauerte gut acht Monate
, von Ende Oktober 1497 bis Anfang Juni 1498

- erging es den Ständen in Freiburg genauso, wie es
ihnen soeben in Lindau und Worms ergangen war:
der König verweigerte sich dem Reichstag. Er hielt
unterdessen Hof in Innsbruck und lebte die Konkurrenz
mit dem Freiburger Reichstag geradezu
genüßlich aus. Denn an seinem Innsbrucker Hof
fanden sich mehr Fürsten ein als in Bertholds Freiburger
Reichstag, wo der Mainzer Erzbischof lange
Zeit der einzige Reichsfürst war; nach Freiburg
schickten sie vorerst höchstens Räte.34 Und mehrere
Rechtsuchende ritten sogar vom Freiburger
Reichstag fort an den Innsbrucker Hof, weil der
Reichstag alleine eben „nichts entlichs oder
besliesslichs handeln" kann. Der Stadt Worms wurde
schwer verübelt, daß ihr Stadtschreiber den
Reichstag als „Bubenteiding", als ein nichtsnutziges
Gericht, ein Gericht Nichtswürdiger, schmähte
und sich zum Hof begab, um dort Recht für seine
Stadt zu suchen.35

In der zweiten Phase des Freiburger Reichstags

- sie dauerte nur drei Monate von Anfang Juni bis
Anfang September 1498 - war dies alles ganz anders
. Der König und sein Hof kamen zum Reichstag
. Hatte Maximilian vorher durch sein Fernbleiben
gezeigt, was ein Herrscherhof bedeutet, so zeigte
er es nun durch sein Kommen. Das Arrangement
seines herrscherlichen Einreitens war durchaus gekonnt
- als ehemals regierender Burgunder-Herzog
verstand er sich auf die stilvolle Inszenierung.
Ein König reist nicht einfach dort ab, um möglichst
bald hier anzukommen. Ein König erhebt sich mit
seinem Hof, hält auch reisend Hof und vergrößert
ihn, je näher er dem Zielort seines Einreitens
kommt. Ende März kündigte Maximilian seinen
Aufbruch von Innsbruck brieflich an und bestellte
etliche Fürsten nach Ulm, ihn von dort nach Freiburg
zu begleiten. Fünfzehn Fürsten waren Anfang
April beim König und der Königin in Ulm, dazu
der päpstliche Legat und die Gesandten Mailands,
Venedigs und Spaniens - ein stattlicher Hof.36 Am
Reichstag in Freiburg befanden sich zu diesem Zeitpunkt
lediglich zwei Reichsfürsten in Person - Berthold
von Henneberg, selbstverständlich, und seit
Mai der Bischof von Straßburg -, alle übrigen Teilnehmer
waren Botschaften oder mindere Ränge.
Gleichzeitig wies Maximilian den Bischof von
Straßburg, den von Worms und den von Speyer, den
Pfalzgrafen bei Rhein (der sich aber verweigerte)
und den Markgrafen von Baden durch Schreiben
an, sich in der Ortenau an bestimmten Plätzen entlang
der Reiseroute bereitzuhalten, um mit ihm
gemeinsam in Freiburg einzureiten. Doch dann verschob
er seine Weiterreise um 20 Tage, um die Haltung
seiner italienischen Verbündeten gegenüber
dem neuen französischen König Ludwig XII. in
Erfahrung zu bringen.37 Wiederum mußte der
Reichstag warten. Schließlich bewegte sich der
König von Ulm aus langsam durch Schwaben und
betätigte sich dabei als Majestät und oberster Richter
über die Fürsten. Er folgte einer Klage der württembergischen
Räte und Landstände und setzte
Herzog Eberhard II. von Württemberg ab zugunsten
des noch unmündigen Neffen Ulrich und eines
Räteregiments.38 Schließlich erschien Maximilian
am 18. Juni vor den Toren Freiburgs und ritt in
sorgsam geordnetem Zug mit circa 1000 Pferden in
zeremoniöser Weise mit Pauken und Trompeten in
die Stadt ein. Die Ranghöchsten umgaben den König
unmittelbar: Der Vertreter des Papstes, Bischof
Lionello Chierigati, der mittlerweile bereits seit
vierzehn Tagen in der Stadt weilte, geleitete den einreitenden
Kaiser zur Rechten, Berthold von Henneberg
zur Linken und der sächsische Kurfürst Fried-


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