http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0052
Dieter Mertens - Der Freiburger Reichstag
Abb. 10 Vertreter der
Reichsstände vor dem Kaiser:
links thront der Kaiser
umstanden von seinen Räten,
rechts trägt der Sprecher einer
Gruppe in weltlicher Kleidung
sein Begehren vor. Titelbild des
Reichsabschieds Köln 1512.
Unabhängigkeit des Kammergerichts wurde nicht
mehr in Frage gestellt. Andererseits war die Neuorganisation
der Hofbehörden, die Einbeziehung
des Kurfürsten von Sachsen in den Hofrat und die
Aufsplitterung der Beratungsprozeduren ein Triumph
des Königs. Keine Seite hatte die andere rundweg
dominieren können. Der durchwachsene,
kompromißhafte Charakter des Umgangs mit dem
Gemeinen Pfennig, soweit er überhaupt eingegangen
war, zeigt in dieselbe Richtung.49 Der Konflikt
blieb in Freiburg ungelöst. Zwei Jahre später nach
dem verlorenen Schweizerkrieg und der französischen
Erorberung Mailands, als Maximilian auf den
Reichstagen von Augsburg und Nürnberg an einem
Tiefpunkt seines Ansehens anlangte, sah es auf dem
Turnierplatz „Hof gegen Reichstag" bereits wieder
ganz anders aus. Da hatte Berthold dem Hofrat ein
ständisches Reichsregiment entgegengesetzt und er
hatte auch den Kurfürsten Friedrich von Sachsen
dafür gewonnen, ihn also „umgedreht". Freilich
hatte auch diese Konstruktion keinen langen Bestand
. Die Zukunft gehörte dem spannungsvollen,
ungelösten Nebeneinander der konkurrierenden
Hofinstitutionen und Reichsinstitutionen, wie sie
der Freiburger Reichstag als Schluß der in Worms
begonnenen Tagungssequenz aufgewiesen hat. Man
hat unbeschadet zeitweiliger Kräfteverschiebungen
mit dem Blick auf die längerfristige Entwicklung
von der „Unausgetragenheit" der Reichsverfassung
gesprochen.50 Eben diese „Unausgetragenheit"
kennzeichnet das Ringen in Freiburg im Sommer
1498. Insofern bot Freiburg, als der König mit seinem
Hof hierher zum Reichstag kam, durchaus ein
Bild mit Zukunft.
50
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0052