http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0069
Ulrich Ecker - Organisation und Ablauf des Reichstags
gerücktem Alter. Er starb 1498, noch während der
Reichstag andauerte. Als Bürgermeister hatte ihn
da schon Melchior von Falkenstein abgelöst, mit
dem er sich seit 1474 bereits wiederholt in diesem
Amt abgewechselt hatte. Zugleich mit Rotlieb war
Ulrich Frauenfeld als Obristzunftmeister in die
Führungsspitze der Stadt gewählt worden. Auch er,
der 1486/87 als Lehrer der freien Künste nachweisbar
ist, war sicher ein erfahrener und dem Umgang
mit den Reichstagsherren gewachsener Mann. Er
erscheint in den städtischen Quellen als Stadtrat,
Richter und heimlicher Rat.46
Hans Rotlieb, Melchior von Falkenstein, Schultheiß
Hans Han, Obristmeister Ulrich Frauenfeld
und sein Amtsvorgänger Jörg Dorff el sowie Jakob
Mennel wurde an Martini 1497 die Ehre zuteil, zu
einem Empfang mit Essen des Mainzer Kurfürsten
eingeladen zu werden. Während sie sich an warmem
Wein, an diversen Fischgängen mit Forellen, Gangfisch
, Lachs, Gründein, Bratfisch, Gallreinfisch,47
an Pasteten mit Spezereien, Pfannkuchen, süßer
Ankenbrühe, Fladen, Krebs, Gebäck und gebacke-
nen Birnen gütlich taten, wurde auch ein „schow-
essen" aufgetragen. Dazu gehörten: „Item ein bom
von rosen, ein vogel pellican, ein junckfrau von
visch merwunder, ein schwan, schwamm uff einer
mandelmilch, item ein leo, item ein syren".48
Von Bürgermeister und Rat war während des
Reichstags eine Vielzahl von Entscheidungen unterschiedlichster
Art zu treffen. Die Verhandlung
von Reichstagsbetreffen nahm vom September 1497
an bei den wöchentlichen Ratssitzungen großen
Raum ein. Im Bewußtsein, daß bei Gelegenheiten
wie einem Reichstag immer wieder unvorhergesehene
Probleme auftraten, die keinen Aufschub bis
zum Zusammentritt und zur Beschlußfassung des
ganzen Rates duldeten sondern eine schnelle Reaktion
von seiten der Stadtführung erforderlich
machten, wurde in Freiburg noch vor dem offiziellen
Beginn des Reichstags die Einrichtung eines kleineren
Exekutivgremiums beschlossen, das „in
namen eins ganntzen rauts in solichem, so nit wol
zeit haben mag, gwalt ze hanndien, ze thun unnd
ze lausen" haben sollte. Diesem Gremium gehörten
neben dem Bürgermeister, dem Schultheißen
und dem Zunftmeister - gemeint ist der Obristzunftmeister
- eine nicht näher bestimmte Anzahl
ausgewählter Räte („ettlich rautsfründ") an.49
Allen Beteiligten wurden Knechte zugeordnet,
die ihnen rund um die Uhr sowohl im Amt als auch
in den Privathäusern zur Verfügung standen. Die
Knechte der Stadt wurden im November 1497 mit
neuer einheitlicher Dienströcken in den heraldischen
Stadtfarben rot und weiß ausgestattet. Wahrscheinlich
entsprach diese Kleidung derjenigen,
welche die Freiburger Boten im 16. Jahrhundert als
Abb. ii Wie dieser Stadtbote in
einer aquarellierten Zeichnung
von 1549 im rot-weißen „Mi-
Parti" wurden die Stadtknechte
zu Beginn des Reichstages 1497
mit neuen Dienströcken in den
heraldischen Farben Freiburgs
ausgestattet, die sie als
Amtsträger kennzeichneten.
67
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0069