Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 136
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0138
Abb. 2 Marktbauern im
Gespräch. Kupferstich von
Albrecht Dürer, um 1497.

uns heute eher verwunderlich anmuten. Tatsächlich
erweist sich dieses scheinbar marginale Ordnungsmuster
als ein für lange Zeit bestimmendes Element
gesellschaftlicher Differenzierung und Abgrenzung,
dem weit mehr als kostümgeschichtliche Bedeutung
zukommt. Die festgefügte mittelalterliche Ständeordnung
war seit dem 14. Jahrhundert aufgebrochen
. Einst streng getrennte soziale Gruppen waren
nach oben und unten durchlässig geworden, insbesondere
das erstarkte Bürgertum behauptete gesellschaftliche
Positionen und Felder, die früher dem
Adel vorbehalten blieben. In dieser Umbruchzeit
nivellierten sich die Unterschiede zwischen den
bestehenden Bevölkerungsschichten. Dieser Prozeß
fand auch im Wandel des Kleidungsverhaltens sein
äußeres Zeichen. Während sich bestimmte Standardmuster
der Alltags-, vor allem aber der Festkleidung
schichtübergreifend herausbildeten, erfolgte
die angestrebte soziale Differenzierung über
eine je nach Standeszugehörigkeit aufwendige
Schnittführung und Ausstattung der einzelnen Kleidungsstücke
. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts bezeugt
eine Vielzahl erlassener Kleiderordnungen
diese Entwicklung.

Charakteristisches Kleidungsstück der Männer
dieser Zeit {Abb. 4) war die Schaube, ein Mantel,
oft mit ausladendem Kragen und bauschigen Ärmeln
, der meist bis zu den Knien reichte. Geistliche
Herren und Gelehrte bevorzugten die knöchellange
Schaube. Darunter trug man das Wams oder
den Faltrock, ein miederartig vorn ausgeschnittenes
Oberteil mit oft prächtig gefertigten Wamsärmeln
. Unter dem Wams saß das Hemd, meist mit
geschlossenem Halskragen. Die Beine bedeckten
Kniehosen und Strümpfe, von denen erstere besonders
aufwendig mit Schlitzen, Schleifen usw. geschmückt
sein konnten. Zur Kopfbedeckung wählten
Edelleute und Bürger Barette, die durch ihre
Ausstattung die jeweilige Standeszugehörigkeit ihrer
Träger kenntlich machten. Die Frauenkleidung
(Abb. 4) sah als Grundtyp den rundgeschnittenen
Rock und ein Schnürmieder vor, zu dem ein Hemd
oder auch ein Unterkleid getragen wurde. Kleidärmel
und Mieder waren ähnlich den Wamsärmeln
oft reich verziert oder besetzt. Als Uberwurf diente
die schon genannte Schaube oder die Heuke, ein
faltenreicher Mantel mit Stehkragen. Das Goller, das
sich aus einem großen Kragen zum Verhüllen des
Ausschnitts fortentwickelt hatte, wurde zum herausragenden
Schmuckteil der weiblichen Textil-
gestaltung. Schließlich setzten sich die Frauen auch
das Männerbarett aufs Haar und überließen die angestammte
Haube den Geschlechtsgenossinnen der
unteren Schichten.

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