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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 147
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0149
THOMAS ZOTZ

DER REICHSTAG ALS FEST:
FEIERN, SPIELE, KURZWEIL

Einleitung

Die Chronik von den Taten der Fürsten Bayerns
aus dem 14. Jahrhundert berichtet zum Jahre 1290:1
Als König Rudolf von Habsburg in der Stadt Nürnberg
mit den Fürsten über Angelegenheiten des
Reiches beriet und sich dort auch Herzog Ludwig
der Strenge von Bayern und sein gleichnamiger
Sohn aufhielten, da fanden, wie es bei königlichen
Tagen (curiae regum) Brauch ist, unter anderem
auch Schau-Spiele (spectacula) statt, und eifrige
Adlige betrieben heftig das Lanzenspiel [hasti-
ludium) vor den Blicken des Volkes (spectante
populo). Da der jüngere Ludwig in der Blüte seiner
Jugend stand und von großer Körperkraft war, versuchte
er - entgegen der Art der Fürsten {contra
morem principum) und gegen den Rat vieler -, sich
an diesem Spiel zu beteiligen. Zunächst fand er keinen
ihm an Würde gleichrangigen Gegner, dann rief
er den adligen Herrn Albrecht von Hohenlohe-
Schelklingen dazu aus. Dieser legte es anfangs darauf
an, den jungen Herzog zu schonen, doch
schließlich verwundete er ihn bei einem Zusammentreffen
mit seiner Lanze tödlich am Hals. Diese

Lanze galt hernach vielen als verdächtig, so der
Chronist, ein Mönch im wittelsbachischen Hauskloster
Fürstenfeld, in dem der junge Ludwig seine
letzte Ruhe fand; denn diese Lanze hatte eine scharfe
Spitze. Hätte Albrecht eine gewöhnliche, d.h.
stumpfe, Lanze benutzt, hätte er dem jungen Fürsten
nicht solchen Schaden zugefügt. Versus est
ludus in luctum et multorum gaudium in merorem.
„Es wandte sich das Spiel in Schmerz und die Freude
vieler in Trauer."

Der schlimme Ausgang der Geschichte, der sie
den mittelalterlichen Chronisten aufzeichenswert
machte, will eigentlich nicht recht zum Thema „Der
Reichstag als Fest: Feiern, Spiele, Kurzweil" passen
, und doch führt das erwähnte Ereignis ebenso
wie seine wenig spätere Kommentierung mitten
hinein in die Formenwelt adliger Begegnung, wie
sie ein Reichstag neben allen politischen Anliegen
auch darstellte. Spektakel wie ein Lanzenstechen als
Gewohnheiten der curiae regum: In der Tat fassen
wir hiermit einen Typ adlig-ritterlicher Belustigung,
wie er bereits für das späte 12. Jahrhundert aus


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