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und Stechen nach deutscher und welscher Art, bei
der sich die Spieler über eine sie trennende Holzplanke
hinweg angreifen (Abb. 4), als Falkner
(Abb. 5) oder als höfisch-gesitteter Teilnehmer am
Bankett mit der „Königin vom Feuereisen" und
ihrer Tochter, womit die Herzogin Isabella von Burgund
und ihre Tochter Maria, die Braut Maximilians
, gemeint sind (Abb. 6).40
Bevor wir uns Freiburg und seiner adligen Festtradition
und schließlich dem hiesigen Reichstag
von 1497/98 zuwenden, ist noch kurz auf den
Wormser Reichstag von 1495 einzugehen,41 in dessen
enger Nachfolge der Freiburger steht, damit sich
das Bild vom Reichstag als Fest im späten 15. Jahrhundert
rundet. Auch im Falle von Worms 1495
fließen die Quellen zu den Feiern und Festen reichlich
, sowohl aus städtischer Sicht in Form des für
den Zeitraum 1493-1509 erhaltenen Tagebuchs des
Bürgermeisters Reinhart Noltz42 als auch im Spiegel
adliger Aufzeichnungen wie der ,Geschichten
und Taten Wilwolts von Schaumburg' aus der Feder
Ludwig von Eybs des Jüngeren.43 Für den
Wormser Tag ist bedeutsam, daß die zahlreichen Belehnungen
, die Maximilian auf seinem ersten Tag
nach dem Tod Kaiser Friedrichs III. im August 1493
vornahm, Gelegenheit zu Turnieren gaben. Reinhard
Noltz notierte dazu: Item gar nahe alle tag
und insonderheit zu jedem fürsten, so er sine regalia
empfangen hat, ward scharf gerennet und gestochen
gar ritterlich und meniglich von hertzogen, grafen,
rittern und knechten, das gar schön und ritterlich
was zu sehend Hier läßt sich eine lange Tradition
fassen: von dem eingangs erwähnten Nürnberger
Aufenthalt König Rudolfs, dessen Regalien-
verleihung an Herzog Otto III. von (Nieder-)Bay-
ern offenkundig Anlaß zu dem für seinen Vetter
Ludwig tödlichen Lanzenspiel war,45 bis zum Augsburger
Reichstag von 1530, auf dem die Belehnung
Erzherzog Ferdinands von Österreich mit Turnieren
ausgeschmückt wurde.46
Nach dem Abschied des Wormser Reichstages
vom 7. August 1495 mit den Reformgesetzen über
den Ewigen Landfrieden, das Kammergericht und
den Gemeinen Pfennig und nach der Bewilligung
zweier Hilfen von je 150000 Gulden für den Italien
- und den Türkenkrieg am 4. und 9. August durch
die Stände47 fand nach längerer Ankündigung am
3. September ein Zweikampf zwischen Maximilian
und dem burgundischen Ritter Claude de Vauldray,
früher Kämmerer Herzog Karls des Kühnen, statt,
der vielfältige Resonanz in der literarischen Uberlieferung
hatte.48 Zuerst zu Pferde mit Spießen,
Abb. 3 Freudenmahl König
Solomons. Kolorierter
Holzschnitt von Michael
Wohlgemuth in: Schatzbehalter
der wahren Reichtümer des
Heils. Nürnberg 1491, 86. Figur.
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