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ren und äußeren Verhältnisse der Stadt in der
Maximilianzeit geboten werden, die zugleich ein
Licht auf die Beziehungen zwischen Stadt und
Herrscher werfen.7
Herrscherbesuche in Freiburg
Einen ersten Einstieg in die Problematik ermöglicht
die ebenso reizvolle wie offensichtlich anachronistische
Vorstellung, der Kaiser habe sich Freiburg
als Altersruhesitz erwählt. Anachronistisch scheint
diese Vorstellung schon deshalb zu sein, weil auch
der spätmittelalterliche Herrscher sein Regiment
noch „reisend" ausübt. Ständig unterwegs, zieht er
mit seinem Hof von Ort zu Ort, erscheint persönlich
vor seinen Untertanen.8 Feste Residenzen, die
ihm zu dauerndem Aufenthalt dienen, haben sich
noch nicht ausgebildet. Allenfalls bevorzugt er bestimmte
zentrale Orte, die für längere Zeit besucht
werden. Zwar verstärkt sich die Tendenz zum Ausbau
solcher „Hauptstädte" seit dem 14. Jahrhundert
, da die Verwaltung zunimmt und Hof und
Kanzlei mit ständig wachsendem Personal unbeweglicher
werden. Doch hält auch das Spätmittelalter
zäh an der Vorstellung vom reisenden König
und Fürsten fest. Als beispielsweise Albrecht II.
1439 versuchte, sich bei der Krönungs- und Huldigungsreise
durch das Reich vertreten zu lassen, war
die Erregung bei den Untertanen groß: Die Städte
weigerten sich, auf das persönliche Erscheinen des
Königs und das Schauspiel des Königsempfangs zu
verzichten.9
Friedrich III., Albrechts Nachfolger, hat deshalb
den Erwartungen seiner Untertanen wieder entsprochen
. 1442 tritt er vom Krönungsort Aachen
aus seine Huldigungsreise an.10 Uber Straßburg,
Schlettstadt und Breisach gelangt er auch nach Freiburg
: Am Verenentag, am 1. September, erscheint
der König mit fürstlichem Gefolge und 400 Reitern
vor den Toren der Stadt. Ihm zieht der Rat zur
feierlichen Begrüßung entgegen; es folgen die Weltgeistlichen
und Ordensleute, die das „Heiltum", die
in Gold gefaßten Reliquien, mit sich führen, dann
die Repräsentanten der 18 Zünfte, die 36 brennende
Kerzen - 2 je Zunft - vor sich hertragen, und
schließlich hundert Bürger im wehrhaften Harnisch
. Zwei Nächte und einen Tag logiert der König
im Predigerkloster.11 Nachdem ihm die Freiburger
gehuldigt haben, zieht er mit seinem Troß
nach Neuenburg weiter.12
Dem königlichen Vorbild folgend befleißigten
sich die Landesherren ebenfalls des Reisens und
suchten ihrer Herrschaft durch ihr Erscheinen vor
Ort Nachdruck zu verleihen - nach Regierungsantritt
, wenn die Untertanen den Treueid zu leisten
hatten,13 oder wenn politische Ereignisse und lokale
Probleme Anlaß gaben, sich auf den Weg zu
machen.
Häufige und länger dauernde Anwesenheit -
oder das Gegenteil: sporadisches, nur kurzes Erscheinen
- sind immer auch wichtige Indizien für
die Bedeutung, die der Landesherr der aufgesuchten
Stadt im Gefüge seiner Herrschaft beigemessen
hat. Es ist zu beobachten, daß diese Bedeutung sich
schon innerhalb einer Regierungszeit mindern oder
steigern konnte, erst recht aber nach einem
Herrschaftswechsel. Dem soll für Freiburg für das
15. Jahrhundert bis zum Tod Maximilians I. nachgegangen
werden.14
Immer wieder haben die Freiburger den Landesherrn
in ihren Mauern gesehen. Im März 1385 beurkundete
Herzog Leopold III. in Freiburg die mit
seinem Bruder Albrecht vereinbarte Länderteilung
- er erhielt die Länder diesseits des Arlbergs - und
bestätigte, nachdem ihm die Bürger gehuldigt hatten
, der Stadt ihre „fryheit, recht, gnad und ander
gut gewonhait."15 Nach Leopolds Schlachtentod
bei Sempach 1386 huldigten die Bürger im August
1387 dem in Freiburg erschienenen Albrecht IV,
der die Regierung der Vorlande übernommen hatte
- auch für Leopolds Söhne, von denen Leopold IV.
damals ebenfalls in Freiburg „gegenwertichlich"
war, um den Bürgern seine und seiner Brüder Zustimmung
zu dieser Regelung persönlich mitzuteilen
.16 1392 erscheint Leopold wieder in Freiburg,
diesmal, um im Namen Herzog Albrechts und seiner
Brüder richtend und strafend in die städtische
Politik einzugreifen: Mit einer neuen Ratsverfassung
hob er die eigenmächtigen Änderungen
wieder auf, die vier Jahre zuvor von den Zünften
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