Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 219
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0221
Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt

im Rat eingeführt worden waren und beendete damit
deren kurzzeitige Vorherrschaft in der Stadt.17
1399, als Leopold sich längere Zeit im Breisgau und
im Elsaß aufhielt - unter anderem, um die Herrschaft
Badenweiler als österreichische Pfandschaft
in Besitz zu nehmen -, ließ er in Freiburg ein Turnier
ausrichten, an dem 350 Ritter aus dem
landsässigen und aus dem Stadtadel teilnahmen.18

Leopolds Bruder Herzog Friedrich IV., der 1404
die Regentschaft in den Vorlanden übernommen
hatte,19 sah sich 1408 genötigt, in seinem Streit mit
Markgraf Bernhard von Baden in den Breisgau zu
eilen. Weihnachten verbrachte er in Freiburg.20
Nach dem Tod Leopolds bestätigte Friedrich bei
einem offenbar längeren Aufenthalt am 29. Juni
1412 der Stadt ihre Rechte und Freiheiten.21 Er ahnte
nicht, daß er drei Jahre später, im Juni 1415, unter
dramatischen Umständen wiederkehren sollte,
von König Sigmund mit der Reichsacht und vom
Konzil zu Konstanz mit dem Kirchenbann belegt,
weil er den abgesetzten Papst Johannes XXIII. unterstützte
, dem er in Freiburg für sechs Wochen im
Predigerkloster Unterschlupf gewährte.22 Auch
Friedrichs letzter Besuch in den Vorlanden stand
unter keinem guten Stern: Nach der Aussöhnung
mit dem König suchte er bei einem Aufenthalt in
Freiburg am 6./7. Juli 1418 die an das Reich gefallene
Stadt zur Rückkehr unter die österreichische
Herrschaft zu bewegen - vergeblich; Freiburg beharrte
noch längere Zeit auf seinem Status als
Reichsstadt.23

Die Ende des 14. und in den ersten drei Jahrzehnten
des 15. Jahrhunderts feststellbaren Besuche
des Landesherrn, meist durch politische Zwänge
veranlaßt, erfolgten sporadisch und waren immer
nur von kurzer Dauer. Ein ganz anderes Gewicht
sollten dagegen die Aufenthalte Erzherzog Albrechts
VI. in den Vorlanden erhalten, deren Verwaltung
ihm 1439 von seinem Bruder Kaiser Friedrich
III. in einer - mehrfach erneuerten - „Hausordnung
" übertragen worden war.24 Albrechts
Konzentration auf den vorländischen Herrschaftsraum
, auf Elsaß, Breisgau, Schwarzwald und Schwaben
, verlieh Freiburg für eine kurze Zeitspanne den
Charakter einer fürstlichen „Residenz".25

Keiner der vorderösterreichischen Landesherrn
vor oder nach ihm hat Freiburg so häufig aufgesucht
wie Erzherzog Albrecht. Nachweisbar sind
mehr als ein Dutzend Aufenthalte, die häufig mehrere
Wochen dauerten und die damit Freiburgs
Rang als Zentralort seiner Herrschaft begründeten:
In der Stadt entfaltete sich höfisches Leben, hier
fanden hochrangige Treffen zur Klärung politisch
brisanter Probleme statt.

Nach dem Zeugnis des herzoglichen Kämmerers
Georg von Ehingen26 hielt Erzherzog Albrecht
„kostlichen, fürstlichen, ja wol küniglichen hoff...
zuo Fryburg..., mit rennen, stechen, dantzen und
derglych, och sunst ander iebung, in frölichait".27
Von diesen höfischen Festen, an denen die Freiburger
als Zuschauer und die städtischen Honorationen
als geladene Gäste teilnahmen, war sicherlich am
eindrucksvollsten das „Große Fest" vom Juli 1454,
als sich in der Stadt, von Erzherzog Albrecht und
Mechthild von der Pfalz feierlich empfangen, Herzog
Philipp „der Gute" von Burgund, die Herzöge
Otto und Ludwig von Bayern, Markgraf Albrecht
Achilles von Brandenburg, die Markgrafen Karl und
Bernhard von Baden und andere geistliche und
weltliche Fürsten mit großem Gefolge einfanden.28
Die glanzvolle Gesellschaft unterhielt sich bei Musik
und Gauklerspiel, mit Jagd, Tanz und Turnier,
an dem auch Albrecht teilnahm.29

Zweifellos hat Albrecht das „Große Fest" auch
zu politischen Verhandlungen mit dem Burgunderherzog
genutzt - etwa über das Verhältnis zu den
Eidgenossen -, auch wenn wir aus den Quellen darüber
nichts erfahren.30 Andererseits dürfte ein
hochpolitisches Treffen wie der Tag vom 4. Oktober
1455, als sich in Freiburg zahlreiche herzogliche
Räte - hohe geistliche und weltliche Adelige
mit Gefolge - einfanden, um eine Landfriedensordnung
für die gesamten Vorlande zu beraten,31
nicht ohne begleitende Festlichkeiten vor sich gegangen
sein. So war Freiburg unter Albrecht der
Ort, wo sich fürstliche Herrschaft und höfisches
Leben den Untertanen besonders eindrucksvoll
präsentierten.32

Alleinige „Residenz" des Fürsten war Freiburg
nicht; Rottenburg konkurrierte zeitweise erfolg-

219


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0221