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Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt
wenig glücklich verlaufenden Kriegshandlungen
gegen die Eidgenossen.53 Maximilians neuerliches
Erscheinen, so kurz nach seinem Auftritt auf dem
Reichstag, setzte den Freiburger Rat übrigens in
Verlegenheit: War nun wieder ein Geschenk zu
überreichen? Der Rat entschied: „Da sin kunigliche
Gnaden yez nit gast", sondern wegen der Kriegshandlungen
hier, lasse man es bei einer Wein- und
Hafergabe für die Verpflegung des Hofes bewenden
.54 Erst gut zehn Jahre später, als Maximilian
erneut einen Reichstag nach Freiburg berief, beherbergte
die Stadt den Kaiser wieder über einen längeren
Zeitraum in ihren Mauern, vom November
1510 bis zum März 1511. Allerdings ergab sich insgesamt
nur eine Verweildauer von knapp zwei
Monaten, weil der Aufenthalt immer wieder für
mehrtätige Besuche benachbarter Orte - Breisach,
Ensisheim, Colmar, Neuenburg - unterbrochen
wurde. Das Weihnachtsfest feierte der Kaiser jedoch
in Freiburg,55 möglicherweise gemeinsam mit seinem
vertrauten Ratgeber Matthäus Lang, Bischof
von Gurk, der am 12. Dezember mit dem französischen
Gesandten nach Freiburg gekommen war, um
von seinen Bündnisverhandlungen mit dem französischen
König zu berichten.56 Auch den Tod der
Kaiserin Bianca Maria erfuhr Maximilian in Freiburg
; er gedachte der Verstorbenen am dreißigsten
Todestag mit einem Seelenamt im Münster.57
Maximilians sonst noch nachweisbare Aufenthalte
in den Jahren 1503, als er über die Gestellung
von Mannschaft und den „bösen Pfennig" verhandeln
wollte, und 1516 waren nur von ganz kurzer
Dauer.58
Kaiser Maximilian hat Freiburg in 28 Jahren seiner
Landesherrschaft insgesamt sechsmal aufgesucht
, davon immerhin dreimal für eine längere
Zeitspanne, weil wichtige reichspolitische Aufgaben
und Vorhaben ihn hier festhielten. Nach Häufigkeit
und Dauer heben sich Maximilians Freiburg-
Aufenthalte gleichwohl gegenüber denen seiner
Vorgänger in der Landesherrschaft nicht wesentlich
ab - nicht entfernt reicht seine herrscherliche
Präsenz an die Erzherzog Albrechts VI. heran, der
sich in den 14 Jahren seiner vorländischen Regierung
mehr als ein Dutzend Mal und dabei in der
Regel für längere Zeit in Freiburg aufgehalten hat.
Auch im Vergleich mit anderen Städten des
Reichs ist Freiburg nicht als bevorzugte Station des
Kaisers erkennbar. Dies kann nur Augsburg für sich
in Anspruch nehmen, wo Maximilian im Verlauf
seiner Regierungszeit 17mal verweilte, insgesamt,
wie man exakt errechnet hat, zwei Jahre und 211
Tage: das trug ihm den Beinamen „Bürgermeister
von Augsburg" ein.59 Der für Freiburg festzustellende
Befund belegt den Normalfall; er resultiert
daraus, daß Maximilian ganz im Stil eines mittelalterlichen
Herrschers und „einem fahrenden
Scholaren gleich von Ort zu Ort wanderte".60 Selbst
Maximilians Aufenthalt in Freiburg 1510/11, der
wegen seiner Dauer aus dem Rahmen zu fallen
scheint, ist bezeichnend dafür: Denn trotz der
räumlichen Nähe berief Maximilian nicht die Vertreter
der umliegenden Städte zu sich nach Freiburg,
sondern erschien wiederholt selbst vor Ort, in
Breisach allein 13mal.61 Bleibt als Fazit für die von
uns angeschnittene Frage: Von der Frequenz und
Dauer der kaiserlichen Besuche her nicht kann auf
eine Bevorzugung Freiburgs durch Maximilian geschlossen
werden.
„Des Kaysers haus zue den Predigern"
Während des Reichstags residierten Maximilian und
Königin" Bianca Maria nach alter Tradition im
Predigerkloster.62 Solche traditionellen Quartiere,
die bei herrschaftlichen Besuchen immer wieder
bezogen wurden, sind auch aus anderen Städten
bekannt: In Bischofsstädten wie Augsburg, Worms
und Basel waren es die jeweiligen Bischofshöfe,
andernorts die Klöster, in Villingen etwa das
Franziskanerkloster.63 In Freiburg bot das Kloster
der Dominikaner, in der Nordwest-Ecke der alten
Stadt dicht an der Stadtmauer gelegen, im 15. Jahrhundert
und späterhin dem König und dem Landesherrn
jene Unterkunft, die zunächst seinen Ansprüchen
an den Wohnkomfort und seinem Repräsentationsbedürfnis
genügte. Schon die frühesten Quellenbelege
lassen erkennen, daß es sich hier tatsächlich
nicht um ein Absteigequartier handelte, das nur
mangels anderer geeigneter Gelegenheiten gewählt
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