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Junker Hans Han, Schultheiß
und königlicher Rat
Es war ganz offensichtlich Hofkanzler Konrad
Stünzel, der dem Rat 1495 den Kontakt zu Zyprian
von Serntein vermittelt hat. Stürtzel und Serntein
waren es auch, die einer Mission zu vollem Erfolg
verhalfen, die im April desselben Jahres im Rat beschlossen
wurde und die von Ulrich Zasius in dem
von ihm angelegten „Geschichtbuch" ausführlich
dokumentiert worden ist.122 Schultheiß Hans Han
erhielt, „nachdem er sinr zungen, gesprech unnd
Vernunft halb der geschigktest was", den Auftrag,
an den königlichen Hof nach Worms zu reisen, versehen
„mit credentz an die kunigliche Maiestat und
mit fürdrung an doctor Sturtzeln, den cantzler".123
Dort sollte er dem König verschiedene „Artikel
anbringen": Bestätigung der städtischen Freiheiten
und des Kaufs der Herrschaft Zarten, Klärung der
Rechtsstellung und der Steuerpflicht der Klöster,
Schutz der städtischen Ausbürger und Entscheid
im Streit mit dem Landvogt.
Hans Han, der 1475, von Schlettstadt kommend,
in Freiburg das Bürgerrecht erwarb und hier 1503/4
starb, gehörte zunächst der Schneiderzunft an. 1489
gelang ihm, mit dem Eintritt in das Amt des Schultheißen
, der Aufstieg als Junker in den Adelsstand;
seitdem amtierte er - bis 1498 in Folge - als Schultheiß
. Als einflußreicher Ratsherr hat er während
seiner 18jährigen Zugehörigkeit zum Rat weitere
städtische Amter versehen, unter anderem von 1488
bis zu seinem Tod 1503/4 das des Münsterpflegers
,124 in den Jahren also, als die Vollendung
des Hochchors vorrangige Aufgabe der Münsterfabrik
war.
Am Freitag vor Palmtag 1495 machte sich Hans
Han mit zwei Knechten auf den Weg. In Worms
traf er auf „vil fursten, graven, landsherren, ritter
und edeln", die sich dort zum Reichstag versammelt
hatten, und auf einen König, der „mit treffenlichen
hoptgeschäfften, berurend die cristenlichen
nation und das heilig römisch rieh umbfangen und
beladen" war. So war ein längerer und damit kostspieliger
Aufenthalt in Worms zu befürchten. Hans
Han aber zeigte sich in seinem Vorgehen so gewandt
und seine Mission war im Hinblick auf königsnahe
Ansprechpartner - wie seine Verhandlungen „mit
dem Seretiner" und anderen erkennen lassen - so
gut vorbereitet, „das er in kurtzem gehört und ...
gevertigt war". Nach drei Wochen traf er mit den
königlichen Privilegien und Mandaten wieder in
Freiburg ein. Der Rat ehrte ihn für seinen Einsatz
mit einem Festessen in der Trinkstube der Gesellschaft
„zum Gauch" und mit einem Geschenk von
zwölf Gulden.125
Beeindruckt von dem Verhandlungsgeschick
ihres Ratsgesandten betraute die Stadt den „vesten"
Hans Han wenig später mit weiteren Botschaften
an den König. Auch diesmal war die Mission erfolgreich
, erlangte er günstige königliche Mandate
gegen die Klöster, die sich weigerten, Schätzung,
Zoll und Kriegssteuer zu leisten.126 Der Reichstag
von 1497/98 bot dann Hans Han, der damals als
Schultheiß in exponierter Stellung die Stadt zu vertreten
hatte, ausreichend Gelegenheit, sich den einflußreichen
Hofleuten und vor allem dem König
selbst genauer bekannt zu machen und seine Fähigkeiten
erneut unter Beweis zu stellen - und seine
Finanzkraft: Er lieh dem König 300 Gulden.
Maximilian wußte dies zu würdigen: Im April 1499
ernannte er ihn zum königlichen Rat und Diener.
Um Interessenkonflikte zu vermeiden, bat Han die
Stadt, ihn von seinen Verpflichtungen als Ratsherr
und Träger des Schultheißenamts zu entbinden. Der
Rat stimmte zu, mit Dank für „sinen getrüwen
dienst /.. und mit früntlichem beger, ein arme statt
befohlen ze halten, dann er das anligen der statt mer
weiß denn kein andrer".127
Später erkannte der Rat, daß Indienstnahme
durch den König oder Standeserhöhungen gern
zum Vorwand genommen wurden, sich den zeitraubenden
und kostspieligen städtischen Verpflichtungen
zu entziehen. Er erwirkte deshalb 1505 von
Maximilian ein Mandat, das die Inhaber königlicher
Wappen- und Dienstbriefe verpflichtete, wie
andere Bürger auch Ämter in Gericht, Rat und Verwaltung
zu übernehmen.128
Mit Rücksicht auf seine künftigen Beziehungen
zum königlichen Hof beschloß der Rat 1495, sich
bei nächster Gelegenheit jenen gegenüber erkenntlich
zu zeigen, welche die von Hans Han vorgetra-
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