Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 233
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0235
Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt

genen Anliegen der Stadt beim König unterstützt
hatten: neben Zyprian von Serntein war dies vor
allem der Sekretär der königlichen Kanzlei Niklas
Ziegler.129 Ziegler, der als einfacher Schreiber in der
königlichen Kanzlei angefangen hatte, rückte im
Jahre 1500, als Serntein Kanzler wurde, zum obersten
Kanzleisekretär auf. Der Kaiser vertraute ihm
ganz. Wollte man zu Maximilian vordringen, „so
war Ziegler kaum zu umgehen".130 Verständlich,
daß sich Freiburg seine Gunst in der Folgezeit zu
sichern suchte. So übersandte ihm der Rat im April
1505 für die Vermittlung eines königlichen Appellationsprivilegs
50 Gulden.131

Die zu Zyprian von Serntein geknüpften Beziehungen
erwiesen sich als dauerhaft. Ende 1495 teilte
der Rat ihm - und Kanzler Stürtzel - abschriftlich
die Briefe mit, die er an Maximilian wegen der
„Ebringer Schmach" und wegen der weiterhin
schwelenden Auseinandersetzung mit den Kartäusern
gerichtet hatte und bat, zu ihren Gunsten auf
den König einzuwirken, auch die Angelegenheit mit
den Ausbürgern der Stadt zu einem guten Ende zu
bringen, in der Hans Han „uff uwer furdrung" bereits
ersten positiven Bescheid erhalten hatte. Um
Ostern 1496 erhoffte sich der Rat durch Serntein
erneut eine schnelle Beförderung seiner durch Boten
dem König vorgetragenen Anliegen und stellte
wie immer „gepürliche gevellige erwidrung" der
Unterstützung in Aussicht.132

Diskretion war bei diesen Kontakten freilich angezeigt
: So bat der Rat den königlichen Sekretär Johannes
Lunson, zwei Briefe, den einen dem Kanzler
, den andern dem Serntein, „in stilli und besserm
geheim ... in sin hand" zu geben.133 Diskretes Vorgehen
verlangten erst recht jene zwar gängigen, aber
doch außerhalb der Legalität stehenden „Verehrungen
". 1507 ließ der Rat dem Serntein mit der Bitte,
„sich die Stadt Freiburg zu allen Zeiten anbefohlen
sein zu lassen und bei Römisch Königlicher Majestät
zu befördern", die beachtliche Summe von 100
Goldgulden überreichen; Jakob Villinger hatte sie
ihm zuvor schon im Namen der Stadt in Aussicht
gestellt.134 Obwohl es von Serntein hieß, er lasse
sich nicht „die hendt schmyren", und die Hofkanzleiordnung
von 1498 dem Kanzler und den

Sekretären verbot, von irgend jemandem Geld,
Gold oder Goldeswert anzunehmen, blieb Serntein,
Ziegler und anderen, die nicht mit regelmäßiger
Zahlung ihres Soldes rechnen konnten, kaum etwas
anderes übrig, als sich wie alle Hofbediensteten
bei entsprechender Gelegenheit „guet braten (zu)
schneiden".135 Bei geschicktem Vorgehen konnte
die Stadt dies zu ihrem Vorteil nutzen136

Dr. Konrad Stürtzel, Kanzler

Maximilian bescheinigte ihm am Ende seiner erfolgreichen
Laufbahn „getreuen Dienst, so er uns und
weiland unserem lieben Herrn und Vater Kaiser
Friedrich und Erzherzog Sigmund viel verrückter
Jahre her getan hat".137 1475 schon war Konrad
Stürtzel138 von Erzherzog Sigmund zum Rat „von
Haus aus" ernannt worden,139 war also nicht gezwungen
, an den Hof zu ziehen, sondern konnte
seine Lehrtätigkeit in Freiburg weiter ausüben. Um
1435 in Kitzingen geboren, hatte Stürtzel, nachdem
er in Heidelberg die ersten akademischen Grade
erworben hatte, an der noch jungen Universität
Freiburg Karriere gemacht; zweimal bekleidete er
das Amt des Rektors.140 1481 gab Stürtzel seine
Professur auf und ging als Rat an die Regierung nach
Innsbruck, erwarb aber gleichzeitig in Freiburg das
Satzbürgerrecht:141 Er wollte seine engen Beziehungen
dorthin nicht abreißen lassen, wo er durch seine
Heirat mit der begüterten Elisabeth Griesserin,
in zweiter Ehe mit der ebenfalls aus einer reichen
Familie stammenden Ursula Loucherin142 gesellschaftlich
fest verankert war. Am Hof Sigmunds
gelang ihm ein rascher Aufstieg: 1487 wurde
Stürtzel als Hofkanzler zum Leiter der Tiroler
Hof kanzlei ernannt. In diesen Jahren erwarb er sich
auch das Vertrauen Maximilians, der ihn nach
Sigmunds Verzicht auf die Landesherrschaft 1490
als Hof- und Tiroler Kanzler in seine Dienste übernahm
. Trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten hielt
Maximilians Wertschätzung vor. Nach Stünzels
freiwilligem Rücktritt vom Kanzleramt im Jahre
1500 - „mit merklichem Alter beladen und seines
Leibes nicht so stattlich als in vergangenen Jahren"
- beließ der König ihm nicht nur bis zu seinem Tod

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