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Totenrede verfaßte und vortrug. Und wiederum
ihm wurde 1519 der ehrenvolle Auftrag zuteil, die
Trauerrede auf den verstorbenen Kaiser vor den
Honoratioren von Universität und Stadt zu halten
.211 Diese repräsentativen Aufgaben sind Ausdruck
des hohen Ansehens, das sich Zasius in Freiburg
bis dahin hatte erwerben können; sie verweisen
aber auch auf seine Nähe zum König und zum
königlichen Hof, eine Nähe, die ihn prädestinierte,
bei diesen Anlässen als Redner aufzutreten.
1511 schied Zasius aus dem besoldeten Dienst
der Stadt zwar aus, widmete sich aber weiterhin der
redaktionellen Arbeit am Stadtrecht. Die Stadt hat
diesen „getrewen dienst, so weilandt Doctor
Ulrichen Zasius einem rat in ussrichtung des statt-
rechtens ... bewisen", nicht vergessen und ihm auch
noch nach seinem Tod zu danken gewußt.212
Abb. 79 Ulrich Zasius: Trauerrede auf den verstorbenen
Kaiser Maximilian, 1519. Titelblatt.
Gregor Reisch, Kartäuserprior
und Beichtvater Kaiser Maximilians
Zu den wichtigsten Vertrauten, die Ulrich Zasius
in Freiburg besaß, zählte, wie bereits bemerkt, der
„einflußreiche Gönner" Konrad Stürtzel; dann Jakob
Villinger, der kaiserliche Schatzmeister, „für
dessen Schwiegervater, einen der reichsten Augsburger
Kaufleute" - es war Philipp Adler -, „Zasius
mehrfach Gutachten verfaßte";213 und schließlich
ist Gregor Reisch zu nennen, der Freiburger
Kartäuserprior, dessen große Enzyklopädie, die
„Margarita philosophica", Zasius in Gedichtform
emphatisch gerühmt hat.214
Gregor Reisch, um 1467 im württembergischen
Balingen geboren, schloß sein Studium 1489 an der
Universität Freiburg mit dem Magister Artium ab.
1502, wenige Jahre nach seinem Eintritt in den
Konvent, wurde Reisch zum Prior der Freiburger
Kartause am Johannisberg berufen. Er starb 1525:
„Den ganzen Ertrag seiner wissenschaftlichen Werke
und die ersparten Geschenke seines kaiserlichen
Beichtkindes Maximilian, insgesamt 800 Gulden,
hatte er selbstlos der baulichen Ausgestaltung der
Kartause ... gewidmet."215
Die Wertschätzung Maximilians für den Freiburger
Kartäuserprior wird erstmals 1509 erkennbar
, als er ihn zum Gutachter im Reuchlin-Streit
bestellte. Spätestens im Winter 1510/11, als der
Kaiser mehrere Wochen in Freiburg weilte, trat
Reisch „als wissenschaftlicher und geistlicher Berater
zu Maximilian in nahe persönliche Fühlung",
die bis zu dessen Tod im Jahre 1519 erhalten blieb.216
Der Kaiser pflegte ihn zu den geistlichen Übungen
einzuladen, mit denen er sich auf die Hochfeste, vor
allem auf Ostern, vorbereitete. Er erörterte theologische
Fragen mit ihm besonders gern, weil Reisch
„die Theologie mit den Naturwissenschaften zu verbinden
wußte und, soweit möglich, zu erklären
suchte".217
Schon aus Augsburg ließ der kranke Kaiser, von
Todesahnung erfüllt, Gregor Reisch Ende September
1518 zu sich nach Wels rufen, wohin er zu ziehen
beabsichtigte.218 Als der Kartäuser dort Anfang
Januar 1519 eintraf und vor den Kaiser hintrat, empfing
ihn dieser, wie eine zeitgenössische Quelle be-
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