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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 244
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0246
Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt

richtet, mit den Worten: „Rechtzeitig bist du, Pater
, eingetroffen, um mir zu helfen, daß ich in den
Himmel komme.... Der Kaiser besprach mit Reisch
vielerlei, erörterte mit ihm zahlreiche Angelegenheiten
der Religion und der Christenheit und kam
täglich allem nach, was zu seinem Seelenheil nötig
war. Des Nachts aber ließ er sich, da er an steter
Schlaflosigkeit litt, von Jakob Manlius (Mennel)
seine eigenen Taten und die seiner Ahnen vorlesen,
an denen er Freude hatte."219 Die Szene am Sterbebett
bezeugt vielleicht am nachdrücklichsten, welche
Vertrauensstellung beide, der Beichtvater Reisch
und der Hofhistoriograph Mennel, bei Maximilian
eingenommen haben.

Es versteht sich nach den bisherigen Beobachtungen
fast von selbst, daß die Stadt auch diesmal
die günstige Gelegenheit beim Schopf ergriff und
ihren Kartäuserprior ersuchte, ihrem nach Wels gesandten
Boten direkten Zugang zu Maximilian zu
verschaffen und dafür zu sorgen, „das Ir Mt. den
brief selb lese".

Der Bote war Meister Ulrich Wirtner und es
ging um eine hohe Geldforderung, die Maximilian
den breisgauischen Städten auferlegt hatte. Der Freiburger
Rat erhoffte sich - „unserm allergnedigisten
herren ... lang wirige gesundtheit" wünschend -
wenigstens eine erhebliche Minderung des geforderten
Betrags. Wohlwissend, daß auf dem Feld der
Finanzen kein leichter Erfolg beim Kaiser zu erringen
war, bat der Rat Gregor Reisch, dessen bisherigen
„günstigen willen und trewe sollicitierung
(Bemühung)" um die Belange der Stadt er hervorhob
, seinen Einfluß bei Maximilian geltend zu machen
.220 Der Tod des Kaisers machte jedoch das klug
geplante Unternehmen zunichte.

Jakob Heimhof er, des Kaisers Diener

Jakob Heimhofer gehört zum kleinen, illustren
Kreis jener Familien, die neben dem Kaiserhaus und
der Universität als Stifter der Chorkapellen im neuen
Hochchor des Münsters hervorgetreten sind.
Sein Stifterportrait, dessen Visierung von Hans
Baidung Grien stammt,221 demonstriert Reichtum
und hohen gesellschaftlichen Rang. Dennoch wissen
wir erstaunlich wenig über ihn. 1489 wird
Heimhofer aus Niederbaden (heute Baden-Baden)
an der Universität Freiburg immatrikuliert. Er
bleibt in Freiburg, tritt als Hintersasse der Tucher-
zunft bei, mit einem Steuersatz von drei Pfund, der
ihn als begütert ausweist. Damals ist er noch Leibeigener
des Markgrafen von Baden; 1504 bittet der
Rat, ihn von der Leibeigenschaft freizusprechen. Da
er in der Zunft nicht reüssiert oder nicht reüssieren
will, bleiben ihm Rat und Gericht und damit auch
die städtischen Amter verschlossen. Gleichwohl ist
er als Mitglied der städtischen Oberschicht anzusehen
, denn er hatte Zugang zur Trinkstube der
Adelsgesellschaft „zum Ritter", wie aus einem Streit
mit Antoni von Landeck hervorgeht, der versucht
hatte, Heimhofer die Stubentreppe hinabzustoßen
.222

Wann Jakob Heimhofer in kaiserliche Dienste
trat, ist zeitlich nicht genau zu fixieren. Im Oktober
1510 jedenfalls - das ist der erste Beleg - beauftragte
Maximilian ihn, beim Rat der Stadt Frankfurt
3000 Gulden von den hinterlegten Hilfsgeldern
für die kaiserlichen Truppen gegen Venedig einzufordern
.223 Die Mission war zwar erfolglos; der
Kaiser, der sich damals in Freiburg aufhielt, übertrug
gleichwohl Heimhofer kurz darauf die nicht
weniger leichte Aufgabe, das im Stift Mainz noch
nicht erhobene „Jubelgeld" einzusammeln.224
Heimhofer stand offenbar bis zu seinem Tod am
10. Januar 1514 im Dienst Kaiser Maximilians. Denn
1512/13 verwendete sich dieser beim Freiburger Rat
für seinen „Diener" in einer Nachlaßangelegenheit
.225

Die Diskrepanz zwischen eindrucksvoller
Stiftertätigkeit,226 die Ansehen und Reichtum signalisiert
, und der Dürftigkeit der bisher bekannten
historischen Nachrichten ist auffallend. Diese lassen
nur erkennen, daß Heimhofer als Geldbe-
schaffer des Kaisers tätig war, immerhin eine Funktion
, die für die Politik des Kaisers hohe Bedeutung
hatte. Möglicherweise war aber Heimhofers
Beziehung zum Kaiser doch sehr viel enger und
persönlicher als die dürftige Quellenlage es vermuten
läßt. Ein kunstgeschichtliches Argument legt
dies nahe: Wenn der hl. Georg der Kartause, der

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