Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 319
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0321
Dieter Mertens - Universität, Humanisten, Hof und Reichstag

mit zwei unterschiedlichen Situationen zu tun, die
Locher nicht ausdrücklich auseinanderhält, etwa
um die Einheit der Handlung herauszustellen. Es
sind in der Tat zwei unterschiedliche Situationen
zu erschließen und im Wortlaut des Panegyricus einerseits
und der Praefatio und den übrigen Beigaben
andererseits wiederzuerkennen. Lochers Zeugnis
über Freiburg als den Aufführungsort seines
Schauspiels ist genau so eindeutig wie das der Akten
über Maximilians Abwesenheit. Wenn Locher
aber tatsächlich vor dem König seine Lob- und
Dankesrede gesprochen hat, kann er dies nur in
Füssen getan haben. Locher wäre also nach der
Dichterkrönung und der Aufführung seines Dramas
, die in Freiburg stattgefunden haben, nach
Füssen gereist, um dort vor dem König seinen
Panegyricus vorzutragen; abwegig ist eine solche
Vorstellung gewiß nicht. Liest man die Texte unter
dieser Vorgabe, daß es sich um zwei unterschiedliche
Situationen handelt, dann erklären sich etliche
spachliche Signale und Anspielungen. Dann fällt
auf, daß der Panegyricus ein höfisches Publikum
anredet und keinerlei Hinweis auf Freiburg enthält,
daß die Praefatio hingegen von einem akademischen
Publikum spricht und mit dem Stück selbst in Freiburg
lokalisiert wird; daß allein im Panegyricus der
König angeredet wird, nicht aber in der Praefatio -
sie spricht lediglich über den König, in der dritten
Person —; daß die Lokalität im Panegyricus vom
König her gedacht ist - sein „hocherhabener Palast
mit der höfischen Umgebung -, aber in der Praefatio
gesagt ist, der große Raum sei mit Rücksicht auf
die große Zahl der akademischen Zuschauer gewählt
worden. Die Vermutung, daß Dichterkrönung
und Aufführung in einem Audienzsaal des
Kaiserbaus im Freiburger Dominikanerkloster
stattfanden, hat aufgrund der rühmenden Beschreibung
Lochers vieles für sich; ja wir könnten dann
dank Locher überhaupt erstmals einen Blick in das
Innere dieses Gebäudes tun, das wir sonst nur durch
die Stadtansichten von außen kennen. Das
Augustissimumpalacium Regis des Panegyricus aber
wäre jetzt nicht mehr in Freiburg zu suchen, sondern
in Füssen. Dort wäre es unschwer auszumachen
: Es kann sich nur um das Hohe Schloß über

erbaregte

Rems Accipe laurigeram vates I acobe Coronam ♦
verba ad Et ramo vindi tempora do da tege
poetam Hos tibi regalivultu largimur honores
que he v Scripfor vt elecfhis Ätna noftra colas
dera co <, Etlituo pugnas In curuobeIia$ pangas
Vicfhici dextra que mea figna parant
Inter bella ducum cantus extolh's ouantes

Extendifqj facro Romulafceptrachoro;
Äere eiere viros Martetnc^accendereverfii
Tom poterisjquando caftramimicatero

rouat

Kloster und Stadt handeln, das der Augsburger Bischof
Friedrich von Zollern (1486-1505) mit neuen
Gebäuden ausstattete, die Maximilian zur Verfügung
standen. Schließlich hatte Friedrich von Zollern
, der ehemalige Freiburger Rektor, Freund des
Geiler von Kaysersberg aus gemeinsamen Freiburger
Tagen, den Augsburger Bischofsstuhl als der
Kandidat Habsburgs erlangt.14 Die oben zitierten
Ausführungen der Praefatio von dem glänzenden
Publikum und dem „Vorsitz eines solchen Königs"
(tanto etiam cesare presidente) können nur eine
symbolische „Anwesenheit" des Königs in seinem
Audienzsaal oder seine Stellvertretung durch den

Abb. f Jakob Locher als
gekrönter Dichter vor
Maximilian I. Die „ Worte des
Königs an den Dichter" fordern
diesen zur Unterstützung seiner
Kriege auf, gemeint ist vor allem
der Türkenkreuzzug. Libri
Philomusipanegyrici ad regem.
Straßburg 1497.

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