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dienten der Gewinnung und Bindung loyaler
Kommunikationsexperten. Der Loyalitätserweis
wurde mit dem Panegyrikus erbracht, dessen Gegenstand
der König - seine erhabene Stellung, seine
Herrschertugenden, seine guten politischen Absichten
- war, der sich aber weniger an den Herrscher
selber als vielmehr aber an ein größeres Publikum
richtete, an die Anwesenden und, wenn wie
im Falle Lochers, ein Druck hergestellt wurde, auch
an die Abwesenden. Daher waren die Dichterkrönungen
für den Herrscher ungleich interessanter
als die Doktorpromotionen.
Die Momentaufnahme der Schnittstellen von
Universität, Humanisten, Hof und Reichstag zu
Freiburg 1497/98 zeigt ein dichtes Beziehungsgeflecht
, in dem die Personen wichtiger sind als die
in ihren Kompetenzen und Funktionsweisen ohnehin
nicht ganz streng konturierten Institutionen;
die Personen stellen die leibhaftigen Verbindungen
zwischen den Institutionen dar und verkörpern
geradezu die Schnittmengen. In diesem Sinn ist die
wichtigste Person des sichtbar gewordenen Netzes
wohl Konrad Stünzel. Die Universität und die Stadt
sahen in ihm ihren Patron bei Hof, die Humanisten
priesen ihn als einen der Ihren, er verfügte über
ein ansehnliches Netzwerk von Verwandten, Freunden
und Klienten und als Hofmann galt er, auch
wenn sich im inneren Gefüge des Hofes schon Verschiebungen
zu seinen Ungunsten andeuteten, doch
immer noch als sehr einflußreich bei König, Fürsten
und Ständen.47
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