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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 340
(PDF, 95 MB)
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von Zehnten, Zöllen und Steuern geführt hatte,
zeichnete der Bischof nur begrenzt verantwortlich,
hatten doch eine Fehde des Schwäbischen Bundes
1490 und eine Teuerungswelle bis 1500 das Territorium
heimgesucht.30 Die objektiven Schwierigkeiten
, denen der Bischof gegenüberstand, leuchteten
seinen Untertanen freilich kaum ein, die ihrem
subjektiven Unmut über Bischof und Bistumsklerus
freien Lauf ließen.

Dem Bericht des berühmten Humanisten und
Chronisten, des Abtes Johannes Trithemius von
Sponheim, zufolge forderten die Bundschuhteilnehmer
die Aufhebung sämtlicher Privilegien
und Immunitäten der Kirche, die Enteignung kirchlicher
Güter und deren Uberführung in die Hände
der Bauern. Darüberhinaus wollten die Rebellen die
Zahl der Geistlichen begrenzen, über ihre Anstellung
und Besoldung verfügen und sie zur Rückkehr
zur apostolischen Armut zwingen. War
Trithemius gewiß kein unvoreingenommener Berichterstatter
- seine Schilderung der Vorgänge ist
ohnehin verstümmelt und unzuverlässig -, so benennt
er gemeindekirchliche Vorstellungen, die
nachher im Bauernkrieg wieder aufgegriffen wurden
.31 Die Verschwörung richtete sich aber zugleich
gegen die weltlichen Obrigkeiten. Herrschaftliche
Allmenderechte sowie Jagd- und Fischgerechtsame
sollten dem gemeinen Nutz überantwortet und von
den örtlichen Dorfgemeinden verwaltet werden.
Uberhaupt sollten sämtliche feudale Lasten abgeschafft
werden - damit wäre die Leibeigenschaft
effektiv aufgehoben gewesen.

Bei der Aufnahme in die Verschwörung hatten
die Teilnehmer auf Knien fünfmal das Vaterunser
und das Ave Maria zu beten. Ihre Losung lautete:
„Gott grüß dich, Gesell! Was ist nun für ein Wesen
?" mit der Antwort: „Wir mögen vor den Pfaffen
nit genesen!" Doch hatte die Antwort der Uberlieferung
zufolge die Variante: „Wir können vor den
Pfaffen und Edelleuten nicht genesen!"32

Auf der Fahne, die beim Verrat des Bundschuhs
noch nicht fertiggestellt worden war, sollten auf der
einen Seite der gekreuzigte Christus und der gregorianische
Schmerzensmann, auf der anderen zwei
Bundschuhstiefel, dazwischen ein knieender Bauer
mit gefalteten Händen und über seinem Haupt
die Inschrift „Nichts dann die Gerechtigkeit Gottes
!" abgebildet werden.33 Die religiöse Verbrämung
des Aufstandes ist somit unverkennbar. Ob
die Parole auf der Fahne jedoch mit einer vorsätzlichen
Inanspruchnahme des göttlichen Rechts als
übergreifende Legitimationsfigur durch Joß Fritz
ohne weiteres gleichzusetzen ist, steht zur Debatte
, da sich die eigentlichen Forderungen des Bundschuhs
und die Aussagen der gefangenen Teilnehmer
nirgends explizit darauf beriefen.34

Von Anfang an dachte Joß Fritz an eine landesweite
Befreiungskampagne, in der zuerst die bischöfliche
Burg zu Obergrombach überfallen, danach
die Stadt Bruchsal (wo 400 Anhänger angeblich
bereitstanden) eingenommen und sodann die
bischöfliche Residenz Udenheim (Philippsburg)
bezwungen werden sollte. Danach wollten die Rebellen
vom Hochstift aus nach Osten in die Markgrafschaft
Baden-Durlach stoßen, wohl mit Blick
auf die Hauptstadt Pforzheim. Gleichzeitig sollten
die ersten Kontakte zu den Eidgenossen aufgenommen
werden.35 Aus diesen Plänen wurde indessen
nichts, da ein angeworbener Söldner dem Bischof
von Speyer die Verschwörung verriet. Obgleich die
Teilnehmer rasch verhaftet, zehn davon hingerichtet
und noch mehr des Landes verwiesen wurden,
konnte Joß Fritz selber entkommen. Trotz intensiver
Fahndung hat er seine Aufwiegelung offenbar
unbeirrt fortgesetzt, da Ende Juni König Maximilian
Nachrichten zuflössen, demzufolge Fritz einen
Einfall in die elsässische Reichslandvogtei um
Hagenau beabsichtigte.36

Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau

Auf zehn Jahre verschwand Joß Fritz spurlos, bis
er als Bannwart im Dorf Lehen bei Freiburg wieder
auftauchte. Was ihn dahin trieb, ist unbekannt.
Die Nähe zu einer Stadt, deren Einnahme zum strategischen
Kern seiner aufrührerischen Pläne wurde
, ist vielleicht mehr als reiner Zufall. Daß es ihm
überhaupt gelang, sich in Lehen anonym einzunisten
, nimmt durchaus wunder. Dort fand er freilich
eine Situation vor, die nur Wasser auf seine


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