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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 387
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0389
Hartmut Scholz - Kaiserliche Fensterstiftungen

Kaiserkapellen im Chorumgang des Münsters, die
allerdings erst 1526-1529 zur Ausführung gelangten.

Dm drei Kaiserfenster
im Hochchor des Freiburger
Münsters von 1512

Wenden wir uns zunächst der ersten Kaiserstiftung
im Hochchor des Münsters zu, über dessen Farb-
verglasung wir durch schriftliche Quellen - unter
anderem die Rechnungsbücher der Münsterpflege
-vergleichsweise gut unterrichtet sind (Abb, 1). Der
1354 nach Plänen Johanns von Gmünd begonnene
Chorneubau war bekanntlich nach rund hundertjähriger
Bauunterbrechung erst ab 1471 durch den
Baumeister Hans Niesenberger von Graz fortgeführt
und 1509/10, nach erneutem Meisterwechsel,
durch den Einzug der Gewölbe im Binnenchor
vorläufig abgeschlossen worden; die Arbeiten an der
Wölbung des Chorumgangs dauerten noch bis Mitte
der 1530er Jahre an.5 Der vierjochige, polygonal
geschlossene Langchor besitzt elf annähernd gleichartige
vierbahnige Fensteröffnungen, die etwa auf
halber Höhe durch ein horizontales Gesims geteilt
werden. In den neun östlichen Obergadenfenstern
hat sich bis heute - durch diverse Restaurierungen
mehr oder weniger beeinträchtigt, doch im Kern
unverändert - die ursprüngliche partielle Farbver-
glasung erhalten. Diese folgt ganz offenbar für alle
neun Fenster derselben konzeptionellen Vorgabe
und zeigt jeweils oberhalb der horizontalen Fensterteilung
über alle vier Fensterbahnen hinweg vier
Standfiguren von Heiligen in einfach profilierten
rechteckigen Kastenräumen. Wie ein farbiges Band
zieht sich diese Versammlung von Heiligen durch
nahezu den gesamten Chorobergaden. In den unteren
Fensterhälften korrespondieren dazu - wieder
auf alle vier Bahnen ausgedehnt - die Wappen
der Fensterstifter, die allerdings vom Chorhaupt
nach Westen, das heißt dem Rang der Stifterpersonen
folgend, der Größe nach abgestuft wurden.6
Die drei prominentesten Fensterplätze im Chorpolygon
, die zudem als einzige vom Langhaus her
beherrschend in Erscheinung treten, sind der Stiftung
Kaiser Maximilians vorbehalten (Grundriß Nr.

1-3; Abb. 2-4): In der Chorachse steht das monumentale
, über alle zwölf Felder der unteren Fensterhälfte
ausgedehnte Reichswappen, eingefaßt durch
die Kette des Ordens vom Goldenen Vlies und
umgeben von den Wappen der vier Kronlande
Österreich, Burgund, Flandern und Tirol; am Fuß
des Fensters die Inschrift: Maximilian(us) deigratia
Romanor(um) Imp(er)ator 1512.7 Uber der Fensterteilung
stehen, durch Inschriften bezeichnet, die
Heiligen Gebhard, Thomas von Canterbury, Georg
und Hubert;8 das Maßwerkcouronnement ist wie
in allen Fenstern blankverglast. Ganz entsprechend
sind auch die beiden, den Enkeln Maximilians, Karl
(geb. 1500) und Ferdinand (geb. 1503), gewidmeten
Flankenfenster aufgebaut. Fenster NORD II
zeigt das spanisch-kastilische Königswappen Karls
V, darunter die Inschrift: Karol(us) dei gra(tia)
Kastilie Leon(is) atq(ue) granad(e) Rex, y4rchidux
Austrie. Fenster SUD II zeigt das Herzogswappen
Ferdinands und die Inschrift: Ferdina(n)d(us) dei
gr(atia) archidux austrie dux Burgu(n)die Com(es)
tirolis et Fl(an)d(rie).9 Beide Wappenschilde sind
wie das kaiserliche im Zentrum durch die Kette des
Ordens vom Goldenen Vlies gerahmt und durch
Königskrone beziehungsweise Herzogshut gekrönt
. In der Heiligenzone über der Fensterteilung
stehen im linken Fenster Papst Leo IX.,10 Andreas,
Karl der Große und der Kartäuserbischof Hugo von
Lincoln, im Fenster Ferdinands die Heiligen
Walpurga, Leopold, Jakobus und Ulrich (Abb. 5, 6).

Die sechs anschließenden Fenster des Langchores
- Stiftungen des elsäßischen und breisgau-
ischen Adels sowie verschiedener Freiburger Bürger
- folgen für die Heiligenzone denselben formalen
Vorgaben, reduzieren jedoch die Wappenbilder
auf jeweils ein Feld in der zweiten Fensterzeile: Die
Fensterstiftungen des Adels zeigen Rechteckwappen
, die der bürgerlichen Stifter kleinere Rundwappen
.

So sehr die formale Einheitlichkeit der Freiburger
Hochchorverglasung an eine programmatische
Gesamtplanung denken läßt, so individuell ist doch
die Ikonographie der einzelnen Fenster von den
Wünschen der jeweiligen Auftraggeber bestimmt.
In der überwiegenden Zahl der Adels- und Bürger-

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