http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0396
Abb. 8 Hl. Hubertus aus der
Holzschnittfolge der Sipp-,
Mag- und Scbwägerschaft
Kaiser Maximilians I.
Entwurf Leonhard Beck,
um iji6.
Gibt es nun so etwas wie inhaltliche oder formale
Besonderheiten maximilianischer Fensterstiftungen
, die auf eine stärkere persönliche Einflußnahme
des Kaisers - wie beispielsweise bei den druckgraphischen
Auftragswerken - rückschließen ließe
? Überschauen wir die erhaltenen Beispiele kaiserlicher
Fensterstiftungen, dann fällt auf, daß in
allen Fällen - ausgenommen die Freiburger Hochchorfenster
und die späteren Wappenfenster in Tirol
- die repräsentative, im Maßstab nicht hinter
den heilsgeschichtlichen Inhalten zurückstehende
Darstellung des Stifters und seiner Familie im Vordergrund
steht: Bereits in den ersten Fensterstiftungen
Maximilians zählt die Selbstdarstellung
im Stifterbild zu den unverzichtbaren Darstellungsinhalten
. So zeigen die Fenster aus der Heilig-Blut-
Kapelle in Brügge (jetzt London, Victoria and Albert
Museum), die wohl frühestens 1496 - dem Jahr
der kirchlichen Hochzeit Philipps mit Johanna von
Kastilien - gestiftet worden sein können, die lebensgroßen
Stifterfiguren Maximilians, seiner ersten
Gemahlin Maria von Burgund, seines Sohnes Philipp
und dessen Gemahlin, alle vier als Standfiguren
über wappenhaltenden Engeln.38
Das 1497-1501 entstandene, nurmehr schriftlich
überlieferte Fenster Maximilians für die unweit
Innsbrucks gelegene Marienkirche in Thaur (bei
Hall), das bei Peter Hemmel von Andlau in Straßburg
in Auftrag gegeben worden war und nach
Ausweis der Rechnungssumme circa 20 Rechteckfelder
umfaßt haben muß, zeigte die Stifterbilder
Maximilians und seiner zweiten Gemahlin Bianca
Maria Sforza, verbunden sehr wahrscheinlich mit
der Darstellung der Himmelfahrt Mariae.39 Wie man
sich diese Stifterbilder vorzustellen hat, dafür geben
die zahlreichen Beispiele aus der Straßburger
Glasmalerei des ausgehenden 15. Jahrhunderts hinreichend
Aufschluß. Zu vergleichen wäre hier vorzugsweise
die Stifterzeile mit dem Hl. Georg im
Tübinger Achsenfenster, eine Stiftung Herzog Eberhards
im Bart von Württemberg und seiner Gemahlin
Barbara Gonzaga.40
Das vierbahnige Achsenfenster der Georgskirche
in Wiener Neustadt zeigt heute noch, allerdings
in einer historistisch erneuerten Ausführung
nach Mitte des 16. Jahrhunderts, eine den Quellen
zufolge bereits um 1500 gestiftete Farbverglasung
mit den knienden Stifterfiguren Maximilians I., seiner
beiden Gemahlinnen Bianca Maria Sforza und
Maria von Burgund, sowie seines Sohnes Philipp,
die jeweils durch ein eigenes Wappenfeld gekennzeichnet
werden; über den Stiftern das fensterübergreifende
Bild der Taufe Christi im Jordan.41
Die annähernd gleichzeitig mit Freiburg 1511
entstandene kaiserliche Fensterstiftung in der Stiftskirche
Sainte-Waudru in Möns, der Hauptstadt des
Hennegau (Belgien), scheint erstmals auch im Hinblick
auf den Umfang vergleichbar (Abb. 9).42
Gleich fünf Fenster im polygonalen Chorschluß der
Kirche bilden hier eine zusammengehörige monumentale
Wappenwand, in deren Mitte je Fenster ein
Ereignis der Heilsgeschichte von den Stifterpersonen
und ihren Patronen begleitet wird: die
Kreuzigung mit den Standbildern Maximilians und
Philipps des Schönen darüber in der Chorachse (I);
Christus im Tempel mit denselben, diesmal knienden
Stiftern (N II); die Flucht nach Ägypten im
Beisein Marias von Burgund und ihrer Tochter
Margarethe von Österreich (N III); die Erscheinung
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