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einzubeziehen, das ausgeführte Fenster allein würde
uns nicht den geringsten Hinweis auf den früheren
Stifter geben (Abb. 11).
Ein erster Gesamtentwurf für das Nürnberger
Kaiserfenster, der seit alters dem Dürerschüler Hans
von Kulmbach zugeschrieben wird, wurde nicht
realisiert, offensichtlich weil er den Vorstellungen
des Kaisers so nicht mehr genügte (Abb. 10).5] Dieser
Umstand ist von Bedeutung, denn inhaltlich
zeigt der Entwurf - sofern wir von den erhaltenen
Teilen auf das Gesamtkonzept zurückschließen
dürfen - erstmals im Rahmen der angeführten
Vergleichsbeispiele eine gewisse Nähe zu der eineinhalb
Jahre zuvor ausgeführten Kaiserstiftung im
Hochchor des Freiburger Münsters. Die im Kupferstichkabinett
in Berlin bewahrten Blätter einschließlich
der seit Kriegsende verschollenen Teile
der Sammlung Koenigs umfassen zusammen noch
16 separat gerahmte, additiv neben- und überein-
andergestellte Felder mit sechs stehenden Heiligen
aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft Kaiser
Maximilians I. sowie zehn Wappenhaltern mit den
Schilden der Habsburgischen Erblande. Von den
sechs im Entwurf vorgesehenen Heiligen decken
sich offenbar fünf mit den in Freiburg Dargestellten
: Walpurga, Ulrich und Karl d. Gr. sind eindeutig
zu bestimmen; in den beiden verbleibenden Bischöfen
, die nicht durch persönliche Attribute gekennzeichnet
sind, könnten Hubert und Gebhard
vermutet werden, von denen letzterer auch im Freiburger
Achsenfenster ohne Attribut gezeigt wurde
. Da jedoch in den erhaltenen Teilen der Entwurfszeichnung
sechs der später ausgeführten Wappen
fehlen, darunter das Reichswappen und die
Stammlande Osterreich, muß inklusive Architekturabschluß
mit mindestens drei weiteren Fensterzeilen
gerechnet werden, wobei unter den mutmaßlich
eingeplanten vier bis sechs weiteren Heiligen
zuallererst die Hauptpatrone der kaiserlichen Familie
, Georg, Andreas, Jakobus und Leopold dargestellt
gewesen sein dürften. Damit aber hätte die
geplante Erstfassung des Nürnberger Kaiserfensters
inhaltlich, bei wenigstens neun von zwölf Heiligen,
weitgehend der Freiburger Kaiserstiftung entsprochen
.
Im ausgeführten Sebalder Fenster, einem der
Hauptwerke aus der Werkstatt des Nürnberger
Stadtglasers Veit Hirsvogel d. Ä., für das wir in
kompositorischer Hinsicht einen zweiten richtungsweisenden
Entwurf, mindestens aber das korrigierende
Eingreifen Albrecht Dürers voraussetzen
müssen,52 verzichtete man auf die altertümlichen
Astwerkrahmen in jedem der einzelnen Felder
und setzte statt dessen Zeile für Zeile ein horizontal
durchlaufendes, kräftig profiliertes Gebälk
(Abb. 11). Gestützt auf seitliche Pfeiler mit eingestellten
ionischen Säulen und den vorgeblendeten
Wappenschilden entstand so ein schlichter Skelettbau
mit abschließender Tonnenwölbung, dessen
Einzelgeschosse den Kastenräumen der Freiburger
Hochchorfenster durchaus nahekommen. Die Wap-
penhalter wurden ersatzlos gestrichen, um dafür
den gekrönten Schilden jeweils die ganze Feldgröße
zumessen zu können. Freilich weicht das ausgeführte
Fenster nicht nur in der übergreifenden Bildarchitektur
und der dominanteren Wiedergabe der
16 Wappen der Habsburger Monarchie vom erhaltenen
Entwurf ab. Entscheidender sind vielmehr die
inhaltlichen und formalen Veränderungen im
Figurenrepertoire: Sehen wir zunächst ab von der
Kühnheit der künstlerischen Konzeption, die
Standfiguren ihrer erhöhten Position im Fenster
gemäß in starker Untersicht zu präsentieren - eine
Wendung, die für spätere Stifterfenster, unter anderem
auch die Kaiserfenster im Chorumgang des
Freiburger Münsters, vorbildlich wurde (siehe unten
) - dann fällt insbesondere die ebenbürtige Darstellung
der Stifterfamilie im Kreis der Heiligen ins
Auge (Abb. 12).53 Die selbstbewußt in Standfigur
wiedergegebenen Stifterbildnisse Kaiser Maximilians
I. mit Maria von Burgund und Philipps des
Schönen mit Johanna von Kastilien betonen den repräsentativen
Charakter der Fensterstiftung, wobei
die Auswahl der „Stifter" wie immer als politische
Demonstration des Habsburgischen Erbes in
Abb. ii Kaiserfenster im Chor der Nürnberger
Sebalduskirche. Werkstatt Veit Hirsvogel d. Ä.
nach Entwürfen des Dürerkreises, 1514.
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