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Kaiser Maximilians L, der Markgrafen von Brandenburg
-Ansbach und des kaiserlichen Rats Melchior
Pfinzing von 1514 - 1515 im Ostchor von St.
Sebald sowie im Welser-Fenster von 1522 in der
Frauenkirche, allesamt nach Entwürfen von Albrecht
Dürer und Hans von Kulmbach (vgl. Abb,
11, 12).n Für diese, in der deutschen Glasmalerei
zuvor nicht nachweisbare radikal realistische Wendung
ist schon frühzeitig auf das Vorbild Mantegnas
verwiesen worden.92 Das ist ebenso naheliegend wie
überzeugend, denn der zunächst 1512 an Dürer in
Nürnberg erteilte, in der Ausführung später überwiegend
an Burgkmair in Augsburg übertragene
kaiserliche Auftrag für den Triumphzug geht seinerseits
mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die unmittelbare
Anregung durch den gewaltigen neunteiligen
Gemäldezyklus mit dem Triumph Caesars
im Palazzo Reale in Mantua zurück.93 Der im Auftrag
des Hauses Gonzaga bereits vor 1486 begonnene
und erst kurz vor dem Tod Mantegnas 1506
vollendete berühmte Zyklus war zugleich in mehreren
zeitgenössischen Stichfolgen verbreitet, und
man darf wohl annehmen, daß der Kaiser, der mit
der Herzogin von Mantua Isabella d'Este in Briefwechsel
gestanden hatte, seine eigene Planung wie
immer durch entsprechend detaillierte Vorgaben an
den Künstler erläuterte.94 Diese Umstände kamen
offenbar nicht nur dem Nürnberger Kaiserfenster,
sondern auch noch den postum ausgeführten
Stifterfenstern der beiden Freiburger Kaiserkapellen
zugute - jedes für sich ein Meilenstein in der Entwicklung
des monumentalen Renaissancefensters.
Nach Einführung der Reformation war den
wegweisenden, nicht zuletzt durch bedeutende
Fensterstiftungen Kaiser Maximilians I. beförderten
Konzeptionen der namhaftesten Künstler in
Deutschland nichts mehr hinzuzufügen, denn spätestens
jetzt kamen die Aufträge für aufwendige
Farbfenster hier fast völlig zum Erliegen. Die größten
Triumphe monumentaler Glasmalerei der Renaissance
wurden andernorts gefeiert: In den grandiosen
Bildarchitekturen der von Kaiser Karl V. und
Maria von Ungarn, der Statthalterin der Niederlande
, im Namen aller mit dem Haus Habsburg verschwägerten
Herrscherhäuser in Auftrag gegebenen
Farbfenster der Kathedrale Saints-Michel-et-
Gudule in Brüssel (1537 - 1547), die fast nahtlos an
die bescheideneren Vorläufer in Freiburg anzuknüpfen
scheinen, fand der Typus des repräsentativen
Stifterfensters eine endgültige, nicht mehr zu
übertreffende Gestalt.95
1. Der Weiß Kunig. Eine Erzählung von den Thaten
Kaiser Maximilian des Ersten. Von Marx
Treitzsaurwein. Wien 1775 (Neudruck Leipzig
1985), S. 69.
2. Vgl. im Überblick Ludwig Baldass: Der Künstlerkreis
Kaiser Maximilians. Wien 1923. Erich Egg:
Maximilian und die Kunst. In: Kat. der Ausstellung
Maximilian I. Innsbruck 1969, S. 93 ff. und Kat. Nr.
513-609. Hermann Wiesflecker: Maximilian, der
Kunstfreund und Künstler. Hofkultur und
Kultupolitik. In: Kaiser Maximilian I. Bd. V. München
1986, S. 306-409. - Im einzelnen neuerdings:
Karl Schmid: „Andacht und Stift". Zur Grabmalplanung
Kaiser Maximilians I. In: Memoria. Der
geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens
im Mittelalter. München 1984, S. 750-771.
3. Vgl. Percy Ernst ScHRAMM/Hermann Fillitz, in ANMERKUNGEN
Zusammenarbeit mit Florentine Mütherich:
Denkmale der Deutschen Könige und Kaiser II. Ein
Beitrag zur Herrschergeschichte von Rudolf I. bis
Maximilian I. 1273 - 1519. München 1978.
4. Friedrich DöRNHöffer: Ein Cyclus von Federzeichnungen
mit Darstellungen von Kriegen und
Jagden. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses 18,1897, S.
1-55. - 18 Scheibenrisse sind in der Staatlichen Graphischen
Sammlung in München erhalten; von den
danach ausgeführten Rundscheiben sind der
„Schweitzer Krieg" (Salzburg, Museum) und der
„Hennegau Krieg" (ehem. Wartburg) bekannt
(Abb. der Glasgemälde bei Hermann Schmitz: Die
Glasgemälde des Königlichen Kunstgewerbemuse-
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