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Abb. 7 Gebetbuch
Kaiser Maximilians.
München, Bayerische
Staatsbibliothek. Fol. 34V.
Albrecht Dürer, IJ14/'iß.
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Geschenkedition hätte vergessen gemacht. Kostspieliges
Pergament im Großversuch also. Mag sein,
aber Zweifel drängen sich auf, und eventuell blieb
die Gesamtauflage trotz allem laut Plan auf die genannte
Stückzahl beschränkt.7
Dem Kaiser war das - nicht vollständig überlieferte
- Erst(?)exemplar reserviert. Er hat es lagenweise
, Bogen für Bogen, von sieben Zeichnern mit
der Feder ausschmücken lassen. Auch dies ein Projekt
ohne Beispiel. Violett oder grün, gelegentlich
rot, manchmal auch braun, dabei stets monochrom,
sollte das zarte Gespinst neben der satten Schwärze
der Lettern umso wirkungsvoller hervortreten
können. Dürer begann und wies mit seinen den
Schriftblock umspielenden Bildern die Richtung.
Vielleicht war er zunächst sogar zum einzigen
Illustrator bestimmt, hat dann aber, für „vill men-
cherley fisyrung" vom Kaiser noch nicht entlohnt
(30. Juli 1515), die Arbeiten vorzeitig eingestellt.
Beim bloßen Verdacht muß es hier, wie so oft, bleiben
. Neun Lagen, die programmatisch wesentlichen
vor allem, sind also durch den Nürnberger Meister
verziert (2-10), während Lucas Cranach in Wittenberg
offenbar nicht mehr als einen Ternio (12) erhielt
und an Albrecht Altdorfer in Regensburg zumindest
vier Ternionen der Schlußteile gegangen
sein müssen (20, 25-27). Als komplizierter erweist
sich der Ablauf, wo in ein und derselben Lage zwei
Künstler verschiedener Herkunft einander ergänzten
. Gemeint sind jene drei Lagen (11, 13, 14), die
Hans Baidung in Freiburg zugeteilt waren, die freilich
auch den beiden Augsburgern Hans Burgkmair
und Jörg Breu d.A., dazu einem anonymen Mitglied
des Altdorfer-Kreises separat anvertraut wurden
. Breu ist für sich dann noch einmal in zwei
anknüpfenden Abschnitten vertreten (15, 16), der
Namenlose kurze Zeit später (18). Uber die verlorenen
Lagen, sechs an der Zahl (17, 19, 21-24),
bleibt wenig zu sagen; ob tatsächlich alle an die
Augsburger Zentrale zurückgelangt sind, wird man
niemals erfahren.8 Bis zum Jahreswechsel 1515/16
war das Illustrationswerk wohl für beendet erklärt,
vorausgesetzt, der ab Januar in der Reichsstadt
weilende Herrscher habe das vorliegende Gesamtergebnis
schon begutachten wollen.
Sinn und Zweck der Kampagne werden verschieden
beurteilt. Zwar spricht alles dafür, daß sie
auf den Kaiser in Person abgestellt war; doch läßt
sich mit gewissem Recht auch behaupten, unsere
Meister, als Entwurfszeichner durchweg renommiert
, hätten an eine Vervielfältigung im Holzschnitt
gedacht, der Maximilians propagandistische
Absicht ansonsten ja galt. Wenn sich denn das
Geschriebene als original oder authentisch nur ausgibt
, warum nicht auch sein gleichfalls reproduzierbarer
Bildschmuck? mag man sich fragen. Faksimileartige
, chromatisch differenzierte Nachbildungen
konnten die in der neuen Farbholzschnitt-Technik
versierten Augsburger wohl schon garantieren,
- sieht man von der nicht geringen Schwierigkeit
für den Formschneider ab, seine Vorlage spiegelverkehrt
auf den Druckstock übertragen zu müssen
, um so auch noch den Duktus einer fremden
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