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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 102
(PDF, 32 MB)
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reichen Erbfolgekriege, Soldatenverkäufe, verschwenderischen Hofhaltungen, luxuriösen
Bauten, die Mätressen und willkürlichen Verhaftungen und Bestrafungen
waren noch in frischer Erinnerung. 1848 lebten noch genug Leute, die diese Zeiten
aus eigener Anschauung kannten, und die anderen kannten sie aus den Erzählungen
ihrer Väter und Mütter, Großväter und Großmütter.

Hecker, Struve und ihre Mitstreiter haben diese Erinnerungen auf beeindruckende
Weise in ihrem in Konstanz verfaßten Aufruf an die Badener, für die Republik zu
kämpfen, formuliert:

„Ihr habt Hunderte von Schlachten geschlagen und Eure besten Kinder geopfert
fürstlicher Laune und Erbstreitigkeiten, die Euch behandelten wie Waare. - Ihr werdet
nun kämpfen für Euch, Euren Herd und Eurer Kinder Freiheit.

Ihr habt gearbeitet im Schweiße Eures Angesichts und die Sorge mit Euch getragen
Tag und Nacht, und gewacht über Eurem verpfändeten Gute, während fürstliche
Mätressen, lüderliche Hofschranzen und in Nichtstun versunkenes Fürstenvolk mit
frechem Hohne an Euren in Lumpen gehüllten Kindern vorüberschritten, oder sie zu
Werkzeugen und Spielzeugen ihrer Laune herabwürdigten - Ihr wollt und werdet
von heute an für Euch arbeiten und die Früchte Eures Schweißes mit dem Bewußtsein
des Evangeliums genießen: ,der Arbeiter ist seines Lohnes werth.'

Ihr werdet nicht ferner, wenn Ihr Recht sucht, vor den Thüren reich bezahlter
Wohldiener und Hofknechte vergeblich nach Recht und Gerechtigkeit suchen, sondern
in freier Genossenschaft richten über mein und dein. Ihr braucht keine hochbezahlten
Beamten, bestechliche Richter und ihren Troß von Bütteln und Schergen, Ihr
könnet selbst Ordnung halten, sowie in Eurem Hause, in Eurer Gemeinde und Eurem
Kreise.

Uberschlagt die Millionen und Aber-Millionen, die ihr an Fürsten und Schreibervolk
aus der zitternden Hand Euch abgepreßt sähet und fraget Euch, ob Ihr wohlfeil
und gut regiert wäret und ob Ihr nicht besser und glücklicher für Euch und Weib und
Kind Euere Wirtschaft und Eurer Mitbürger Wohl fördern könntet.

Ja, sagt man Euch, ein Parlament, ein deutscher Kaiser wirdEuchhel-
fen. Ein deutscher Kaiser mit seinem Hofstaat und seinem Glänze, mit seinen Ministern
und einem Parlamente, alle bezahlt mit Millionen über Millionen, geschöpft
aus der reichen Quelle des Bauernschweißes, der Arbeiternoth und des Handelsbetrugs
. Wollt Ihr Toren sein und Euch abermals betrügen lassen? - es gibt nur ein
Wort, es gibt nur einen Staat, es gibt nur ein Recht, das gleiche Recht Aller, es geht
auf in dem Einen - deutsche Republik."29

Am 15. Juni 1848 ließ der Redakteur des Württembergischen Seeblattes nicht
mehr andere für sich sprechen, sondern legte nach einer Kehrtwendung selbst ein öffentliches
Bekenntnis zur Republik ab:

„Die Aufgabe und Bemühung dieses Blattes ist, dem Volke seine ewigen und unveräußerlichen
Rechte erringen zu helfen, zu kämpfen gegen das bisherige System
der Knechtung, Verdummung und Aussaugung des Volkes. Unser Wahlspruch ist:
Wohlstand, Bildung, Freiheit für Alle! Wir gehen von dem Grundsatze aus, dieses
Ziel lasse sich nicht erreichen durch die ,Monarchie' (Einherrschaft), sondern nur
durch die Republik (den Bundes-Freistaat). Wir erblicken die wahre Freiheit für
Deutschland in der gänzlichen Befreiung von seinen Fürsten. ... Der Hauptzweck

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