http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0013
ordnete er die Krozinger Fresken zwischen die St, Galler und die Reichenauer Malereien
ein, nämlich in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts.
1958 wurde die Kapelle erstmals aus architekturhistorischer Sicht in der Dissertation
von L. Leonards4 untersucht. In diesem Rahmen führte der Autor eine „versuchsweise
Schürfung" durch, bei der er die Spuren einer ehemaligen westlichen
„Vorhalle"4 ermitteln konnte. Wegen ihrer Existenz sowie aufgrund des Querschnittverhältnisses
im Saal nahm er die Entstehungszeit der Kapelle kurz vor 1000 an und
verwarf somit Gomberts Frühdatierung.
Gombert selbst weitete seine zeitliche Einordnung der Malereien in einem kurzen
Beitrag von 1959 5 auf die Jahre zwischen 850 und vor 1000 aus.
Dieser Entstehungszeitraum wurde in den folgenden Jahren sowohl in überregionalen
als auch in heimatkundlichen Publikationen ohne weitere Beiträge zur Einordnung
referiert.6
Erst 1970 wurden im Rahmen einer Tagung des Alemannischen Institutes Freiburg7
durch eine Reihe von Forschern der Regio neue Argumente zur Einordnung
der Fresken vorgetragen. Die in Kurzfassungen vorliegenden Vorträge von H. Seemann8
und W. Berschin9 basierten ebenso wie der knappe Bericht von Gombert auf
der Annahme der Verbindung zwischen St. Gallen und der Glöcklehof-Kapelle. Während
Seemann die Frage des Patroziniums behandelte, näherte sich Berschin durch
die kritische Untersuchung St. Galler Texte der Ikonographie der Krozinger Fresken
und gelangte so zu einer Datierung ins Ende des 10. Jahrhunderts. W. Werth10 dagegen
trug sowohl in seinem Tagungsvortrag als auch im darauffolgenden Jahr ausführlicher
publiziert vor allem aufgrund einer motivgeschichtlichen Untersuchung
Argumente für die Entstehung der Fresken nach 1000 vor. Er berief sich hierbei in
erster Linie auf ottonische - insbesondere Reichenauer - Buchmalerei, die er im Gegensatz
zu Gombert, als notwendige Voraussetzung für die Krozinger Wandmalereien
sah. Sowohl Gomberts als auch Werths Datierung und Einordnung der Malereien
wurden 1974 in der ungedruckten Lizentiatsarbeit von H. Lanz11 aufgrund
stilistischer Untersuchungen verworfen. Er sah im erhaltenen Befund der Malereien
keineswegs lediglich eine Vorzeichnung, sondern meinte einen „zeichnerischen" Stil
zu erkennen, den er zeitlich in das erste Drittel des 12. Jahrhunderts einordnete, Die
1979 erschienene Untersuchung von K. und J. Hecht12 stellte ebenfalls sowohl den
karolingischen als auch den ottonischen Datierungsvorschlag in Frage. Vor allem
aufgrund der ikonographischen Einordnung der an der Ostwand dargestellten
Johannespassion plädierten die Autoren für eine Entstehungszeit in der Mitte des
12. Jahrhunderts. Doch gerade aufgrund der unbefriedigenden Einordnung der jüngsten
ikonographischen Motive kann Hechts Datierungsvorschlag nicht recht überzeugen
.
Mit jeweils einem auch in Krozingen vorhandenen ikonographischen Einzelmotiv,
nämlich mit der Darstellung Kains und Abels sowie dem Brustbild Christi, befaßten
sich zwei 1986 erschienene Dissertationen13, die allerdings weder die Datierung
noch das Gesamtprogramm der Malereien diskutierten.
Als ersten Vorbericht nach der bauarchäologischen Untersuchung von 1993 veröffentlichte
M. Untermann noch im Folgejahr einen Artikel, der die Bedeutung der
Kapelle in ein neues Licht rückte. Nun konnte zum ersten Mal eine Aussage über die
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