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angewandten Mauertechniken wie Rollschicht, Eckverstärkung und Farbwechsel ist
bereits in karolingischer Zeit bekannt, wobei die ersten Vergleichsbeispiele im Breisgau
erst im ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jahrhundert liegen.46 Eine deutliche
Steigerung der Mauertechnik in der Umgebung ist dann ab 1100 in Freiburg zu
sehen.47
Der Fugenverstrichmörtel kam bereits an römischen Bauten zum Einsatz und
wurde unabhängig von der Art des Mauerwerks kontinuierlich bis weit ins Mittelalter
hinein sowohl als Untergrund für deckenden Verputz als auch auf Sicht angewandt48
Der in Krozingen erhaltene Pietra-rasa-Verputz weist jedoch für seine Zeit
zwei ungewöhnliche Eigenarten auf. Zum einen wurde der Fugenverputz erst nach
dem Mauern in einem zweiten Arbeitsschritt angebracht und war somit nicht wie
sonst üblich das Resultat des Mauervorgangs.49 Zum anderen wurden nur die horizontalen
Lagerfugen eingekerbt und nicht ein ganzes Fugennetz aus horizontalen
und vertikalen Linien.50 Die Kombination dieser beiden Merkmale ist bisher einzigartig
.
Die Betonung der Fensters durch eine Fasche kann anhand des heutigen Forschungsstandes
ebenfalls nicht befriedigend eingeordnet werden.51
Zum Bautyp ist seit 1993 bekannt, daß der ehemalige westliche Vorbau zeitgleich
mit Saal und Chor entstand. Damit löst sich der Grundriß aus der regional und zeitlich
unspezifischen Gruppe der Saalbauten mit Rechteckchor, innerhalb der auch
Verschiebungen im Grundriß, wie der verzogene Chor, keine Besonderheit darstellen
. Dennoch gestaltet sich die Einordnung schwierig, da an der Glöcklehof-Kapelle
selbst nicht geklärt ist, ob es sich bei dem westlichen Vorbau um eine Vorhalle oder
aber um ein Verbindungsstück zu einem weiter westlich gelegenen Gebäude handelt
Doch selbst bei der Annahme einer Vorhalle ist die Einordnung der Saalkirche mit
Rechteckchor und Vorhalle nicht problemlos, da häufig bei vorromanischen, vorwiegend
archäologisch bekannten Beispielen gerade die Frage des Mauerverbandes
zwischen Saal und Vorhalle bzw. die eindeutige Identifizierung Westvorhalle oder
Westturm nicht geklärt werden kann. So kann nur unter Vorbehalt festgehalten werden
, daß die Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor und Vorhalle bereits im
9. Jahrhundert als Typ bekannt war,52 zeitliche, regionale oder gar funktionsbedingte
Aussagen sind jedoch auch hier kaum möglich.
Während der einzonige Wandaufriß mit seinen ungegliederten Flächen und den
hochsitzenden Fenstern in vorromanischer Zeit keine Besonderheit darstellt, ist die
ursprüngliche Höhe des Chores im Verhältnis zu der des Langhauses auffallend niedrig
. Der Höhenunterschied von 1.5 m ist bei Bauten des gleichen Types anscheinend
ohne Vergleich.53 Die Einordnung des Westvorbaues mit seinem steinernen Untergeschoß
und dem Fachwerk-Obergeschoß, in das der rundbogige, westliche Emporenzugang
führte, muß aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten mangels Vergleichsmöglichkeiten
ausbleiben.
Der neu entdeckte nördliche Emporeneingang, der wohl von einem hölzernen
Nebengebäude aus zu erreichen war, wirft eine weitere Frage zum Bautyp auf. Hier
nun liegt nämlich - im Gegensatz zum uneindeutigen Befund des Westvorbaues -
ein Kriterium vor, aufgrund dessen die Kapelle als angebaute Saalkapelle bezeichnet
werden kann. Die angebaute Saalkapelle ist eine Kapelle mit einem direkten An-
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