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burgern, Alexander [beim Kupfertor], Lazarus [von Metz], Salomon [Geismar],
Marx [Günzburger], vnndt Alexandter Doterle" vom Magistrat der Stadt Breisach
befohlen, sich an der Verpflegung der Garnison in den Monaten April bis August
1673 mit einem Beitrag von 10 Franken pro Familie zu beteiligen.7 Nur der Pferdehändler
Jacob Geismar, der als Postmeister „von aller anlaag befreyet" war, mußte
weder diese Abgabe noch das im November 1673 auf jährlich 10 Gulden pro Haus-
haltung festgesetzte Schirmgeld zahlen,8 „Alexander von Sennheim", dessen 1669
geborener Sohn Raphael (Paul Rieser) im Frühjahr 1707 als Einwohner von Altbreisach
belegt ist,9 scheint zu den jüdischen Flüchtlingen gehört zu haben, die
während des Holländischen Krieges (1672-1679) Zuflucht in der französischen
Festung Breisach suchten:
Ratsprotokoll vom 15. Juni 1674
Alexander Judt von Sennheifmjb seye lang vnder dem königlichen] schurmb
gewest, begehrt vmb die gebühr hier zu wohnen," bis er anderwärts Unterkunft
findet. „Conclu[sum]: Ist ime gleich andern vergennt"
Die Zünfte, die ihre bürgerlichen Privilegien durch die beträchtliche Zunahme der
jüdischen Bevölkerung gefährdet sahen, wandten sich deshalb im November 1681
mit einer ebenso larmoyanten wie weitschweifigen Bittschrift an den „Intendant de
Justice, Police et Finances en Alsace et Brisgau", Jacques de la Grange, um diesen
zur Ausweisung der Juden aus der Stadt zu bewegen. Die von odiöser Intoleranz diktierte
und von den vier Zunftmeistern Jean Jacques Freitag, Laurent Lamprecht, Jacques
Remes und Jean Georges Murer unterzeichnete Beschwerde über die „abo-
minable faction des Juifs" leitet die gegen die Juden erhobenen Vorwürfe mit der folgenden
Darstellung der Entstehung ihrer Gemeinde ein, in der das Zusammenleben
jüdischer und christlicher Einwohner in früheren Zeiten rundweg geleugnet wird:10
„Unter den meistbeachteten Sitten und Privilegien sind es von jeher die Pflege
und die genaue Befolgung der [katholischen] Religion gewesen, die verhindert
haben, daß sich hier im Laufe der Zeit vagabundierende Leute der sogenann-
"Ich As Jude, schwere bey dem Lebendigen Gott, der Himmel1
vnndt Erdten geschaffen hat, das Ich die warheit, so viel
mir wisßent, in diser gantzen sachen sagen will, vnndt keiner
ley falsch, betrug, oder vnwarheit darinen gebrauchen,
oder einmischen, wo ich vnrecht schwere, das ich ewiglich
vermaladeit vndt verflucht sey, vnndt soll mich verzehren
das fewer, das Sodoma vnd ganorrha vbergieng, vnd alle flüch
die in der Thora im gesetze geschriben, vnd das mich die
Erde verschluckh, wie Dathan vndt Abiran, vnd das ich zum
zeichen Stehen bleib wie Loths Hauß frauw, die zur Saltz-
seülen wardt, vnd das auch mein frauw ein wittfrauw, vnd
meine kinder waisßen werden, also helff mir das alles vndt
Jedes der wahre Gott Monat."
Abb. 3 Breisacber „Juden ayds formul" des 17. Jahrhunderts. (Stadtarchiv Breisach, Fasz. 1835)
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