Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 88
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0090
einem exzeptionellen Problem zu tun, das nur unter dem politischen Zwang des Konfessionswechsels
eines Landesherm zu einem Massenphänomen werden konnte.

Doch lange Konvertitenkataloge,7 die vor allem von Klöstern geführt worden sind
und die nicht mit dem Konfessionswechsel einer Herrschaft in Verbindung stehen,
zeigen, daß Konversionen im 17. und 18. Jahrhundert durchaus eine alltägliche Erscheinung
waren, auch wenn sie das Kräfteverhältnis der Konfessionen nicht wesentlich
veränderten. Es lohnt sich also, einen näheren Blick auf dieses Phänomen
zu werfen. Dies soll am Beispiel einer Frau geschehen, die mit der Vortäuschung von
Konversionswilligkeit ihren Lebensunterhalt bestritt und dabei durch weite Teile
Südwestdeutschlands und des Elsaß kam,

Catharina Bau männin

Im April 1730 erschien in Freiburg eine Frau und behauptete, eine in Frankfurt am
Main geborene Jüdin namens Sara Meyerin zu sein.8 Sie habe ihren Ehemann Cal-
man Meyer, mit dem sie in Friesenheim gewohnt hätte, verlassen, um in Freiburg
katholisch zu werden. Sie ging zu diesem Zweck zur Münsterpfarrei, erhielt 3 Batzen
als Almosen und wurde in das Jesuitenkolleg geschickt. Dort begann Pater Men-
rad Rose9 umgehend mit der Unterweisung im Glauben und war beeindruckt von
ihrer Fähigkeit, theologisch zu begründen, daß die Juden nicht das auserwählte Volk
seien. Allerdings stellte sich schnell heraus, daß diese überdurchschnittlichen theologischen
Kenntnisse auf eine sehr profane Ursache zurückzuführen waren. Die Angaben
betreffs ihrer Herkunft erwiesen sich als falsch, wie die Antwort des Friesen-
heimer Amtmanns vom 18. April 1730 auf den von ihr selbst geschriebenen Brief (!)
mit der Bitte um Bestätigung, daß sie dort gewohnt habe, bewies, Wohl lebe eine
Sara Meyerin in Friesenheim, so der Amtmann, doch diese sei hochschwanger und
im Ort. Mehr noch: Pater Rose könne sich „darmit consolieren> das sie nicht der Erste
sein, welchen diese persohn auf solche weiß angesezt hat, dann nach aller Beschreibung
ist es die nembliche, so vor einigen Monathen zue Rottenburg ahm
Necker wäre, undt welchertwegen von dasigen P: Guardiano der Capuciner schreiben
erhalten gehabt, indem sie sich gleichfalls allda für Callman Meyers Eheweib
mit nemblichen umbständen ausgeben hat". Auch aus anderen Orten lägen Berichte
über eine falsche Konvertitin vor. die stets nach einigen Tagen wieder verschwunden
sei. Am Tag des Eintreffens dieses Briefes verließ die vermeintliche Jüdin Freiburg,
doch gelang es der sofort eingeschalteten Justiz, sie in einem Wirtshaus in Zarten
verhaften und nach Freiburg bringen zu lassen.

Beginnend am 22. April wurde sie verhört; erst am 2. Mai kamen die Befragungen
zu einem vorläufigen Abschluß. Sie behauptete nun, eine ledige fahrende Jüdin
zu sein. Ihre Eltern seien ebenfalls fahrende Leute, zu denen sie keinen Kontakt mehr
habe. Seit drei Jahren wandere sie von Ort zu Ort. „ Wan sie [...] an Ein orth khom-
men seye, so habe sie gesagt, wolle Ein Christin werd[en]y da habe man ihm auf-
Endthaltung geben und wan es Zum Ernst gekhommen so seye sie wieder davon gegang
[en]," Nach den Gründen für ihr kriminelles Verhalten gefragt, antwortete sie:
„Die armuth habe sie anfänglich darzue gebracht, da seye sie eben In diesem sündig
Leben fortgefahren,"

88


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0090