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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 109
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0111
Eine wichtige Rolle in der Gemeinde spielten die Kirchenältesten. Daß sie sich
„ehrbar betragen", hatten wir schon gehört Unter Frage 75 heißt es nun weiter von
ihnen: „Mit der Aufmerksamkeit der Kirchenältesten (wir würden heute Engagement
sagen, d. Vf.) wird Zufriedenheit bezeugt, welche zu fernerer Treue ermahnt wurden
unter Vorhaltung des süßen Bewußtseins, Böses verhindert und Gutes befördert zu
haben."

Ein Auge auf das sittliche Leben in der Gemeinde zu haben und für Witwen, Waisen
, Arme und Bettler zu sorgen, war Aufgabe des Pfarrers und des Almosenpflegers
. So gibt es viele Fragen zu diesem Bereich im Rahmen der Visitation, z.B.
Frage 76 „Ob Eheversprüche bekannt sind a) welche nicht verordnungsmäßig vor
Eltern, Pflegern oder sonst ehrlichen Zeugen eingegangen worden wären, oder b)
welche über ein halb Jahr unvollzogen bestehen? Wo sich dergleichen finden, sind
die Interessenten sogleich durch den Visitator... zu vernehmen, und zur Ordnung zu
ermahnen. ..." Oder Frage 77 „Ob Eheleute in der Gemeinde sind a) die sich eigenmächtig
getrennt haben, ... was c) zu deren Wiederaussöhnung und mit welchem
Erfolg geschehen? Darauf kann man antworten, daß in Sulzburg weder verzögerte
Eheversprechungen noch getrennte Ehen bekannt seien."

„Unter gänzlich elternlose Waisen gehört Elisabetha Monin. Die Friedrich Grethe-
rischen Kinder sind teils in Diensten, teils bei Verwandten, Alle stehen unter Pflegschaft
und werden gut erzogen. Friedrich König, dessen Vater ein ... Corporal, die
Mutter aber gestorben, wird von der Großmutter, der Spohnischen Witib, erzogen
und hat einen Pflegen"

„Uneheliche Kinder sind hier 15 und haben Pfleger, die für Erziehung Sorge tragen
." Es wird nämlich gefragt, ob diese „an gesetzmäßigem Unterhalt nicht Mangel
leiden, und zur Kirche, Schule und christlicher Aufführung angezogen werden."

Öffentliche Sorge um die nachwachsende Generation zeigen die Fragen 83 bis 85.
„Ob Kinder, die der Schule noch nicht entlassen sind, verordnungswidrig a) zu
Wirtshausgelagen oder b) zu nächtlichen Tänzen oder c) zum Nachteil der Schule zu
Jagd- und anderen Frohnden mitgenommen werden?" Frage 83 Ob a) von Tanzerlaubnissen
nicht in den nach der Synodalordnung verbotenen Zeiten Gebrauch gemacht
werde, auch ob b) den Tänzen beständig ein oder andere gesetzte Person bis
zu Ende anwohne und c) nichts Ungesittetes von dem Betragen der jungen Leute dabei
zu vernehmen komme?" Frage 84 „Ob keine sittenwidrige nächtliche Zusammenkünfte
der jungen Leute beiderlei Geschlechts in Kunkelstuben (Spinnstuben
d.Vf.) und dergleichen einreißen?"

Auf diese Fragen gibt es beruhigende Antworten. „Die Kinder werden nicht in die
Wirtshäuser genommen. Kunkelstuben und nächtliche Zusammenkünfte sind nicht
bekannt." Sulzburg war wohl wirklich ein sittsames Städtchen.

Auch das Armenwesen war Sache der Kirche, und so werden die „Hausarmen"
aufgezählt, alles Witwen und alleinstehende Frauen, die von der Gemeinde über den
Pfarrer und den Almosenpfleger erhalten werden, „daß keine genötigt ist, dem Bettel
nachzugehen". All diese Aufgaben wurden von - wie wir heute sagen würden -
ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet und zum großen Teil aus Mitteln der Kirche
bezahlt, Kein Wunder, daß der Pfarrer und die Kirchengemeinde nicht nur das geistliche
Leben eines kleinen Ortes durchdrangen, sondern überall gegenwärtig waren.

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