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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 110
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0112
42 von 119 Visitationsfragen betreffen die Schule, den Schulmeister und die Verbreitung
von Fähigkeiten und Wissen. Die Schulaufsicht lag in der Hand des Pfarrers,
der dabei von dem Ortsvorgesetzten, d. h. dem Schultheiß, unterstützt werden sollte.

In protestantischen Herrschaften war dem Schulwesen immer eine besondere Bedeutung
beigemessen worden, und Markgraf Carl Friedrich, der spätere Großherzog,
Musterbeispiel eines aufgeklärten Herrschers, wollte sein Land entwickeln durch
Hebung der Schulbildung, der praktischen Fähigkeiten, der Sitten und des Fleißes
seiner Untertanen.

Gleich eine der ersten Fragen an den Pfarrer betrifft die Schule. „Ob er a) die
Schulen fleißig visitiere und b) das vorgeschriebene Diarium darüber führe," und der
Visitator wird aufgefordert, sich durch Augenschein davon zu überzeugen. (Fr. 8)

Der Pfarrer muß berichten, „ob a) die weltlichen Ortsvorgesetzten und Richter in
Kirchen- und Schulangelegenheiten ihm getreulich an die Hand gehen, auch b)
wenigstens einige davon jedesmal bei den geordneten Schulprüfungen erscheinen?"
(Fr. 17) Und da der Pfarrer das Letzte nicht uneingeschränkt bestätigt, heißt es im
Fürstlichen Kirchenrats-Protokoll „... vernehmen Wir mißfällig, daß die Ortsvorgesetzten
den Schulprüfungen nicht allemal beiwohnen ..."

Dann muß der Pfarrer den Schulmeister beurteilen. Die Fragen 18 bis 21 wollen
wissen, „ob der Schulmeister a) eine gute Lehrart besitze, b) auf den Verstand und
nicht bloß auf das Gedächtnis zu arbeiten suche, c) der Kinder Liebe zu gewinnen
trachte, und d) im Strafen weder zu scharf noch zu gelinde sei? Ob a) derselbe die
Schule zu rechter Zeit anfange und endige, b) sich nicht während der Schulzeit von
den Kindern entferne, und anderen Geschäften nachgehe,,., c) nicht die Kinder ...
zu häuslichen Geschäften mißbrauche? Ob er a) sich die Vervollkommnung und
Erweiterung seiner Schulwissenschaften angelegen sein lasse, .,.?"

Zu dieser Zeit bestand in der Sulzburger Schule eine besondere Situation. Es wird
nämlich berichtet: „Der alte Präzeptor Barck sowie sein Sohn, der Schulmeister, hatten
bisher mit der Schule nichts zu tun. Der Provisor (ein Junglehrer d.Vf.) Würslin
versah solche ganz allein mit Pfarrers Zufriedenheit. Derselbe fängt die Schule zu
rechter Zeit an und entfernt sich nicht, führt auch die Schulbücher in der Ordnung,
und sucht seine Kenntnisse zu erweitern." Darum kann man die folgenden 10 an den
Schulmeister gerichteten Fragen nicht von diesem beantworten lassen, denn er versieht
nur die „Mössnerei" und hat als Nebenverdienst die „Gerichtsschreiberei". So
gehen die Fragen an den Provisor, z.B. „Wie er mit seinem Herrn Pfarrer zufrieden
sei" (Fr. 30), oder „ob ihm das Schulholz a) zur rechten Zeit und in der regulierten
Qualität und Quantität, sofort c) in Fixo und nicht durch Scheitertragen der Kinder
geliefert werde?"

„Der Provisor aber bezeugt den Fleiß des Pfarrers in Besuchung der Schule, in
welcher er besonders in Erklärung schwerer Stellen und im Rechnen mitarbeitet."
Die Ortsvorgesetzten und Kirchenältesten sind wiederum „mit dem Provisor in Versehung
der Schule und Behandeln der Kinder recht wohl zufrieden".

Die Sulzburger Schule wurde im Jahre 1800 von insgesamt 90 Schulkindern besucht
, die von einem (!) Lehrer, eben dem jungen Provisor Würslin, unterrichtet wurden
. Von 7 bis 9 Uhr hatte die 1. und 2. Klasse, d.h. die großen Schüler, Unterricht,
von 9 bis 11 Uhr die 3. und 4, Klassen, d. h. die Anfänger.

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