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Abb. 5 Frauen als Schaffnerinnen bei der Straßenbahn seit April 1915.
(H. Müller Schilling: Alte Photos erzählen Freiburger Stadtgeschichten. Freiburg 1976, S. 93)
weil die vom Krieg hervorgebrachten Verkehrsverhältnisse eine Zunahme an Bahnpersonal
im Südwesten erforderten.16 Derselbe Trend entsprach auch der enorm
gesteigerten Bedeutung der öffentlichen Behörden im Alltagsleben der Freiburger
Bevölkerung im Sog der unmittelbar vom Krieg verursachten Knappheit fast aller
begehrten materiellen Güter. Die Tatsache etwa, daß im Jahre 1917 198 neue, meist
weibliche Hilfskräfte im städtischen Lebensmittelamt angestellt wurden, war unmittelbar
darauf zurückzuführen, daß die Stadt die exekutive Gewalt übernehmen
mußte nicht nur für die Versorgung bedürftiger Familien, sondern auch für die Bewirtschaftung
sämtlicher Nahrungsmittel und anderer kritischer Gegenstände, wie
Brennstoffe, Kleider, Schuhe und Seife.17 Daß die Stadtverwaltung diesen gewaltigen
Aufgaben halbwegs gewachsen war, war schon bemerkenswert. Ihre Bewältigung
ging allerdings einher mit einer Explosion der städtischen Bürokratie, die auch
durch die ehrenamtliche Tätigkeit der im sogenannten „Nationalen Frauendienst"
versammelten Freiburger Frauenvereine geprägt wurde. Dadurch bekam die Ver-
weiblichung der Stadt auch eine deutlich politisch-administrative Dimension.
Die Versorgungsarbeit stellte aber nur ein Gebiet dar, in dem die Energien der örtlichen
Behörden von den Auswirkungen des Krieges massiv in Anspruch genommen
wurden. Der Stadtverwaltung und den Vertretern der badischen Staatsgewalt im Freiburger
Bezirksamt fiel auch die Aufgabe zu, in den stetig anwachsenden, vom Krieg
ausgelösten lokalen Konflikten zu vermitteln bzw. diese in Schranken zu halten. Der
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