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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 129
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preussischen Kirchenwahlen 1932 gewannen die „Deutschen Christen" mit ihrem
Bekenntnis zu „positivem Christentum" und „artgemäßen Christenglauben" etwa ein
Drittel aller Mandate, in vielen Gebieten deutlich mehr.

Auch in anderen Landeskirchen, so auch in Baden, entstanden deutschchristliche
Gruppen. Parolen der „Deutschen Christen" zeigten unmißverständlich ihre Nähe
zur NSDAR So hieß es z,B.: Die NS-Partei bedürfe „eines starken Christentums
wenn sie über Begeisterung hinaus zu Geist und Tat und Ewigkeit durchdringen
soll". Die Kirche bedürfe einer „Verbundenheit mit den von Gott geschenkten Werten
Volkstum, Rasse und Freiheit, wenn sie die ihr vom Herrn der Geschichte zugewiesene
Aufgabe erfüllen" wolle. „Kein Reich Gottes ohne das Vaterland."1

Als Hitler am 30. Januar 1933 Reichskanzler wurde und die braunen Kolonnen
durch das Brandenburgertor marschierten, wurde in Kanzelabkündigungen der
?,Dank für die nationale Erhebung" ausgesprochen und die „Geisteswende" mit der
Reformation verglichen. „... in bewußtem Gottesglauben (würde die neue Reichsregierung
d.Vf.) auf dem Trümmerfeld der unseligen November-Revolution des Jahres
1918 ein neues, freies, geeintes Deutschland auferbauen."2

Hitler, der die katholische Kirche wegen ihrer perfekten hierarchischen Organisation
bewunderte, hatte überhaupt kein Verständnis für die Kraft des christlichen
Glaubens und die Unbeugsamkeit eines christlichen Gewissens.

Er ernannte den Wehrkreispfarrer Ludwig Müller zu seinem Beauftragten für Kirchenfragen
. In einer Art Handstreich wurde für die preussischen Landeskirchen ein
Staatskommissar eingesetzt (Mai 1933), der sofort alle gewählten Kirchenvertretungen
auflöste und die Mitglieder des Oberkirchenrats beurlaubte. Alle wichtigen Stellen
wurden mit Angehörigen der „Glaubensbewegung Deutsche Christen" besetzt.
Die Kirche sollte zentralisiert und dann wie andere Organisationen „gleichgeschaltet
" werden. Auf der ersten deutschen Nationalsynode im September 1933 in Wittenberg
wurde Ludwig Müller als Reichsbischof nominiert und von den 60 Synodalen
, die fast alle „Deutsche Christen" waren, durch ein lautes , Ja" bestätigt.

Die „Deutschen Christen" überspannten den Bogen aber völlig, als sie in einer
riesigen „volksmissionarischen" Veranstaltung am 13. November 1933 vor 20.000
Versammelten im Berliner Sportpalast erklärten:

„Wir sind als nationalsozialistische Kämpfer gewohnt, das Ringen um die Gestaltung
einer großen Idee nicht mit einem faulen Frieden abzubrechen ...
Wir erwarten, daß unsere Landeskirche als eine deutsche Volkskirche sich frei
macht von allem Undeutschqn in Gottesdienst und Bekenntnis, insbesondere
vom Alten Testament und seiner jüdischen Lohnmoral. Wir fordern, daß eine
deutsche Volkskirche ernst macht mit der Verkündigung der von aller orientalischen
Entstellung gereinigten schlichten Frohbotschaft und einer heldischen
Jesus-Gestalt als Grundlage eines artgemäßen Christentums, in dem an die Stelle
der zerbrochenen Knechtsseele der stolze Mensch tritt, der sich als Gotteskind
dem Göttlichen in sich und in seinem Volke verpflichtet fühlt.
Wir bekennen, daß der einzige wirkliche Gottesdienst für uns der Dienst an unseren
Volksgenossen ist, und fühlen uns als Kampfgemeinschaft von unserem
Gott verpflichtet, mitzubauen an einer wehrhaften völkischen Kirche, die
allein dem Totalitätsanspruch des nationalsozialistischen Staates gerecht wird."3

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