http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0134
Die Frauen und Mütter sollen aus einem wahrhaft priesterlichen Herzen ihr Haus
mit christlichem Geist erfüllen und ihre Kinder frei und fröhlich zu Christenmenschen
erziehen.
Lehrer und Jugendführer sollen in Schule und Arbeitsdienst, in SA und HJ das
junge Deutschland zur Erfurcht vor Gott und zu mannhafter Frömmigkeit
führen. ...
Die Führer der Kirche gehen voran. ...
Sie (die Kirche) wird sich niemandem aufdrängen, ... wo ihr aber Gottlosentum
und Neuheidentum und unchristliches Wesen entgegentreten, da wird diese neue
Kirche mannhaft das Schwert des Geistes führen, nicht nur zur Verteidigung der
ihr heiligen Güter, sondern zum Angriff gegen jede Zerstörung und Zersetzung.
Und die Kirche wird wieder lernen, daß ihr Glaube weltüberwindend ist.
In diesem Sinn und Geist rufe ich Euch, evangelische Volksgenossen jeden
Alters und jeden Standes, auf: helft mit bei diesem großen Werk der Volksmission
! Haltet Euch bereit, wenn wir Euch rufen,... laßt uns in treuer Kameradschaft
des Glaubens zusammenstehen! Zumal Ihr evangelischen Männer der SA,
SS, des Stahlhelms, und Ihr von der nationalsozialistischen Jugend. - Ihr wißt,
der Führer ruft nach diesem Dienst der Kirche im dritten Reich - enttäuschen
wir ihn nicht!
Baut mit uns die deutsche Volkskirche - kämpft mit! Das Gesicht des neuen
Deutschland soll das eines christlichen Volkes sein!
Berlin, den 10. November 1933 i.A. gez. Hossenfelder, Kirchenminister"
Allein diese Sprache ist für uns heute unerträglich, die wir den Mißbrauch all dieser
„hehren Worte" als Phrasen zur Verführung eines durch den verlorenen ersten
Weltkrieg gedemütigten Volkes und einer glaubensbereiten Jugend erlebt haben.
Nur wenige, die diese Abkündigung von der Sulzburger Kanzel gehört haben,
werden die Verlogenheit dieser Worte durchschaut haben. Der „Kampf um die Seele
des deutschen Volkes" sollte in eine ganz andere Richtung gehen. „Die Zeit des Terrors
" gegen Andersdenkende innerhalb und außerhalb der Kirche begann gerade mit
voller Wucht. „Neuheidentum" breitete sich aus, und der Führer rief zu einem ganz
anderen Dienst. Wie aber sollte das einfache Gemeindeglied diesem „Trommelfeuer
" nationaler Phrasen widerstehen?
Der Landesbischof fügte in einer Ausführungsbestimmung vom 21.11.1933
hinzu: „Kirchliche Stoßtrupps aus freiwilligen Kräften sind zu gründen, die planmäßig
Schlepperdienste an denen leisten, die dem gottesdienstlichen Leben entfremdet
sind."
Er ordnete an, daß in jeder Kirchengemeinde in diesem Winter mindestens drei
volksmissionarische Vorträge zu halten seien und fügte die aus Berlin mitgelieferte
Themenliste bei. Darin wird u. a. aufgeführt:
Gott oder Schicksal.
Mythos und Offenbarung.
Blut, Boden und Rasse im Licht des Evangeliums.
Entartung, Vererbung und Erbsünde.
Der arische Christus.
Rechtfertigung oder Selbsterlösung (der heldische Mensch).
132
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0134