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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 137
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0139
Herrn Jesus Christus als dem alleinigen Herrn der Kirche die Treue zu halten.
Betet für unsere Regierung, daß sie ihre schwere Aufgabe zum Wohl des deutschen
Volkes erfülle und daß sie Gott gebe, was Gottes ist! Betet für die Herstellung
eines ehrlichen Friedens zwischen Staat und Kirche! Betet für alle verhafteten
Brüder und Schwestern und für die bedrückten und verwaisten Gemeinden
! Betet auch für uns, daß wir allezeit die Ehre unseres Herrn Jesu Christi
vor Augen haben und der Obrigkeit geben, was sie nach Gottes Ordnung von uns
fordern kann ... Wir kämpfen für Christus und seine Herrschaft in unserem
Volke. Lasset uns festhalten am Bekenntnis und nicht müde werden! ,Unser
Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.'"
Damit war auch bei uns in Baden die Klarheit wieder hergestellt. Was aber war in

der langen Zeit des vorsichtigen Taktierens schon anvertrauen und Glaubwürdigkeit

verlorengegangen?

Wenn es um Sulzburg geht, darf eine Frage nicht unerwähnt bleiben, das Verhältnis
zu den Juden. Sulzburg hatte in dieser Zeit zwei Besonderheiten.

1. In dieser Stadt lebten seit Jahrhunderten außergewöhnlich viele Juden. Auch
wenn seit der bürgerlichen Gleichstellung der Juden im Jahre 1862 ihre Zahl durch
Abwanderung der jungen Leute in größere Städte mit besseren Berufsmöglichkeiten
ständig abnahm, so war die jüdische Gemeinde auch 1933 noch groß. Zwischen den
Juden und den Christen in Sulzburg hat es, wie die Akten zeigen, im 19. Jahrhundert
offenbar ein erträgliches Mit- und Nebeneinander gegeben.

2. Die Sulzburger evangelische Gemeinde hatte von 1917 bis 1954, also vom Ende
des Kaiserreichs, während der Weimarer Republik, während des Dritten Reiches und
bis in die ersten Jahre der Bundesrepublik hinein den gleich Pfarrer. Und dieser Pfarrer
gibt sich in seinen eigenen Berichten deutlich und selbstbewußt als Judenfeind
zu erkennen.

Während die Juden bisher in Sulzburg den Christen immer als Glaubensgemeinschaft
gegenübergestellt wurden, bezeichnet der Pfarrer im Visitationsbericht von
1925 die Juden als Rasse und hebt durch rote Schrift hervor: „nicht Konfession". Er
schreibt: „Die hiesige Gemeinde ist nicht einheitlich und wird sich nie als Einheit
fühlen, solange das jüdische Element hier so stark vertreten ist. Die jüdische Rasse
(nicht Konfession) benützt geschickt etwa vorhandene oder auftretende Gegensätze,
wie sie überall zwischen den verschiedenen Familiensippen, Ständen und Parteien
einer kleinen Gemeinde vorhanden sind, und erweitert sie aus Geschäftsinteresse
und Machtgelüste instinktmäßig, um sich trotz ihrer Minorität eine zu weit gehende
Geltung zu verschaffen. Dieses kluge Manöver wird von den wenigsten Christen
durchschaut, so daß die Juden im Trüben fischen..." Im Visitationsbericht von 1931
wird er noch schärfer: „Das Judentum impft hier der Gemeinde den Freisinn ein,
während die Juden auf ihre eigene Religion selbst strenge halten. Ich habe versucht,
einen Kern der Gemeinde gegen diese Einflüsse immun zu machen, und ich glaube,
daß mir das gelungen ist, sonst wäre ich bei den Juden, obwohl ich um Christi willen
nicht völkisch bin, besser angeschrieben, als es der Fall ist. Der Jude würde seine
eigene Seligkeit opfern, wenn er das Christentum dadurch ausrotten könnte, wofür
Rußland das Schulbeispiel ist. Für den Juden ist das christliche Wesen verhaßter als
die völkische Bewegung ..."

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