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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 192
(PDF, 35 MB)
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Herausgeber und Verleger der Gegenwart

1. Benno Reifenberg

Abb. 2 Benno Reifenberg (aus: Günther Gilles
sen: Auf verlorenem Posten Die Frankfurter
Zeitung im Dritten Reich. Wolf Jobst Siedler Ver
lag Berlin, 1986).

Benno Reifenberg wurde 1892 in Oberkassel
bei Bonn geboren.29 Nach dem
Besuch des humanistischen „Kaiser-
Friedrich-Gymnasiums" in Frankfurt30
studierte er u.a. bei Heinrich Wölfflin
Kunstgeschichte. Als Soldat erlebte er
den Ersten Weltkrieg in der Champagne,
an der Ostfront und am Chemin des Da-
mes.31 Nach dem Waffenstillstand im
November 1918 verfaßte er einen Aufruf
an die 7. Armee mit dem Titel „Worauf
ihr stolz sein müsst" und fiel dadurch
Heinrich Simon, dem Enkel des Gründers
der Frankfurter Zeitung Leopold
Sonnemann, auf. 1924 stellte ihn Simon
an der Zeitung fest an und ernannte ihn
zum Leiter des Feuilletons.32 Anfang
März 1930 wurde Reifenberg Korrespondent
der Zeitung in Paris, wo er
Friedrich Sieburg ablöste, und wechselte
damit ins politische Ressort. 1932 kehrte
er aus Paris als leitender Redakteur in
die Zentrale der Zeitung zurück.

Es war vor allem Reifenberg, der den

Protest der Zeitung gegen den Nationalsozialismus
formulierte. Von seiner Hand stammte der letzte in Deutschland erschienene
Leitartikel gegen Hitlers „Machtergreifung" in der Reichsausgabe der
Frankfurter Zeitung vom 30. Januar 1933 unter dem Titel „Der Zweifel". Die neuen
Machthaber reagierten unmittelbar darauf mit einer Haussuchung der „Gestapo".33
Nach einer Verhaftung durch die „Gestapo" 1937 (dazu unten) schrieb Reifenberg
nicht mehr im politischen Ressort,34 infolge eines Zusammenbruchs im August 1938
blieb er bis Juli 1939 zur Erholung in der Schweiz. In den folgenden Jahren verfaßte
er unter dem Titel „In Kriegszeiten" mehr als hundert kleine Feuilletons, in denen er
Beobachtungen, Menschenbeschreibungen und Erinnerungen festhielt und damit bei
den Lesern eine große Resonanz erzielte.35

Bei einer Überprüfung aller Redakteure unmittelbar nach Küsels Eckart-Artikel
wurde Reifenberg - er war „Halbjude" - als „Nichtarier" entlassen.36 Marie-Luise
von Kaschnitz empfahl ihn nach Freiburg. Von hier aus fand er Arbeit am Institut des
Hirnforschers Prof. Oskar Vogt in Neustadt/Schwarzwald, bei dem er bis zum Ende
des Krieges beschäftigt blieb, während seine Familie in Colmar lebte.

Reifenberg besaß eine unverwechselbare Sprache, „die Klarheit und Präzision, der
beim Lesen nie ermüdende Satzbau, die ungreifbare Eleganz der Wortstellung, ein

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