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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 200
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des „Dritten Reiches" auseinanderzusetzen, um den „Wiederaufbau in voller Kenntnis
des Vergangenen" beginnen zu können. „Jeder habe sein Teil an Mitverantwortung
für den nun bevorstehenden, Jahre dauernden geistigen und materiellen Wiederaufbau
zu tragen,"98 Ebenso war man sich aber darüber einig, eine „Kollektivschuld
" aller Deutschen entschieden abzulehnen, und ein wahrhaftes Bild der
Ostzone zu geben, deren Sonderung man sich bereits abzeichnen sah.

Aus der Tradition der kollegialen Verfassung der Frankfurter Zeitung heraus
nannte man später alle fünf Herausgeber im Titelkopf der Zeitschrift. Doch verantwortlicher
Redakteur und federführend an dem Unternehmen war Benno Reifenberg
, und man sprach schon einmal von „Reifenbergs Zeitschrift",99 oder davon, daß
„Reifenberg ... von Ernst Benkard und Bernhard Guttmann assisitiert wird".100 Verleger
und Inhaber des Verlages „Die Gegenwart", der seinen Sitz in dem noch intakten
Gebäudekomplex der Druckerei „Poppen & Ortmann" in der Grünwälderstraße
4 in Freiburg erhielt, wurde Erich Stückrath.101 Es entsprach dem elitären
Selbstverständnis der Herausgeber, daß man eine möglichst weite Verbreitung anstrebte
: „Natürlich bin ich nicht auf einen Massenvertrieb aus, aber ich möchte
annähernd an die gesamte deutsche Leserschaft der Frankfurter Zeitung herankommen
," so Reifenberg 1946.102

Neben den inhaltlichen gab es eine Fülle technischer Probleme zu bewältigen.
Etwas später bemerkte Reifenberg: „Ich war noch nach Jahren zu sehr verwöhnt von
der alten Frankfurter Zeitung und hatte vergessen, wie vieles da zum Greifen fix und
fertig dargeboten war. In Freiburg haben wir so ziemlich alles aus dem Boden gestampft
."103 Die technische Ausrüstung der Druckerei „Poppen & Ortmann" war
zwar ausreichend, doch befanden sich die zweite Hälfte der Rotationsmaschine und
die Setzmaschine in Waldkirch.104 Farbe beschaffte man aus Frankreich, neue
Schriftsätze noch 1947 gegen Altmaterial aus Frankfurt.105 „Das einzige funktionierende
Beförderungsmittel für die nötigen Fahrten zu Kollegen in Tübingen, Schram-
berg oder Donaueschingen war sein [sc. Stückraths] uralter ,DKW\ Der Fahrer seines
Vaters, ein Berliner Unikum, hatte die von Sowjettruppen umzingelte Hauptstadt
im letzten Augenblick verlassen und sich in der damals üblichen Robinsonade in den
Schwarzwald durchgeschlagen. Er kümmerte sich nun, ein wahres Genie der Vik-
tualien- und Gebrauchsgegenstandsbörse des Schwarzmarktes, um Reifenbeschaffung
, Treibstoff und Lebensmittel."106 Satz und Druck der Zeitschrift, Papierbeschaffung
und Auslieferung mußten innerhalb der Möglichkeiten einer fast völlig
zerstörten Stadt gemeistert werden: „Die Beschaffung der technischen Mittel für
Druck und Herausgabe einer Zeitschrift war ein einziges großes Abenteuer."107

Das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen war - anders als es Stückrath
ursprünglich beabsichtigt hatte - eine Halbmonatsschrift, die inhaltlich in etwa die
Grundlinien hatte, die Theodor Heuss im Frühjahr des Jahres aufgezeigt hatte. Die
Zeitschrift war zu einem Preis von vierteljährlich sechs Reichsmark erhältlich und
zwar als eine der wenigen nicht nur in den drei westlichen Zonen, sondern auch in
der sowjetischen Besatzungszone.108 Man erwartete daher mit Spannung das Erscheinen
des ersten Heftes, dessen Hauptaufsätze bereits drei Monate vorher geschrieben
worden waren,109 zu Weihnachten 1945.

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