Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 214
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0216
ich mich nicht täusche, so beginnt sich seit einer Weile der ererbte Krampf zu lösen.
Man schaut freier aus, man gewöhnt sich daran, zwischen der zeitweiligen Regierung
und dem beständigen Staatswesen die nötige Unterscheidung zu machen. [...]
Die Gegenüberstellung von regierungstreuen' und oppositionellen' Blättern ist gegenstandslos
geworden, da die Regierung morgen wechseln kann und die Opposition
auch. Die unabhängige Haltung macht einen Prozeß der Reifung durch."195
Zugleich deutete Sternberger an, daß der Presse in den USA bereits ein neuer Konkurrent
erwachsen sei, dessen Bedeutung für das Zeitungswesen er aber noch
zurückweisen kann: das Fernsehen.196

„Tod durch Qualität" Die Einstellung der Gegenwart 1958

1958 stand die Zeitschrift durch einen weiteren Rückgang der verkauften Auflage
erneut vor einer großen Krise. Das Außere des Blattes erschien in der neuen Medienwelt
abstoßend, es fehlten Illustrationen und Schaubilder und auch zu einer inhaltlichen
Straffung der Artikel und breiteren Streuung der Themen hatte man sich nicht
wirklich durchringen können. „Die Gegenwart hat den Ruf und die Propaganda gegen
sich, langweilig zu sein," so Fritz Hauenstein.197 Schlimmer war aber für den
Verleger noch der Ruf, unternehmensfeindlich zu sein und einen schlechten Handelsteil
zu haben. Den Konservativen, bemerkte Wirthle schon 1953, passe „der
Liberalismus nicht (unsere Einstellung zu den Offizieren und Juden z. B.) ... Andere
Leser aber aus dem echten liberalen Bürgertum werfen der ,Gegenwart' eine sozialistische
Einengung vor."198 Wirthle spielte hiermit vor allem auf Beiträge Robert
Haerdters an.199 Tatsächlich stand die Zeitschrift bei der Wirtschaft bereits in einem
solchen Ruf, daß man sich davon negative Auswirkungen für eine neue Frankfurter
Zeitung erwartete, die natürlich einen starken Wirtschaftsteil bekommen sollte. In
einem vertraulichen Papier über die Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich der Fusionsgedanken
mit der FAZ notierte Benno Reifenberg handschriftlich: „Vor allem sollte
von einer möglichen Verbindung Gegenwart - FAZ nicht die Rede sein."200

Erstmals drohte Wirthle der Gegenwart-Redaktion in dieser Situation auch unverhohlen
: „Dem Argument, dass diese Redaktion der Schlüssel zur FZ ist, vermag
ich nicht zu folgen."201 Man überlegte erneut, die Gegenwart in eine Wochenzeitschrift
mit stärkerer Bebilderung umzuwandeln, was aber auch seitens der Herausgeber
auf erhebliche Skepsis stieß. So nahmen die Fusionsgedanken mit der FAZ
konkrete Gestalt an.

Werner Wirthle brachte für die „Frankfurter Societäts-Druckerei" die Titel Die
Gegenwart und Frankfurter Zeitung in das neue Projekt ein. Benno Reifenberg, Fritz
Hauenstein, Herbert Küsel und Dolf Sternberger wurden von der FAZ übernommen,
mit Beginn des Jahres 1959 fungierte Benno Reifenberg als ihr Herausgeber. Albert
Oeser trat mit 81 Jahren in den Ruhestand. Für Konflikstoff beim Übergang der Gegenwart
zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung sorgte lediglich die Person Robert
Haerdters, „dem die Redaktion der FAZ ausdrücklich zu verstehen gegeben hat, er
könne nicht im Rahmen dieser Redaktion auftreten".202 Dies war die Folge alter
Spannungen mit Erich Welter und neuerer mit Werner Wirthle. Haerdter wurde später
Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung.203

214


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0216