Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 238
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0240
suchte die vorderösterreichische Regierung, ihre Machtposition zu stärken und mischte sich
in die städtischen Kriminalgerichtsgeschäfte ein. Hinzu kommt, daß die Oberösterreichische
Regierung seit 1637 in Hexendingen einen geordneten Prozeß forderte. „Das Hauptaugenmerk
der neuen Richtlinien lag auf der Frage des Anwendens der Tortur" (S, 84). Die Aufzählung
der Indizien, die Grundlage der Tortur, veränderte sich nicht, jedoch mußten zwei „taugen-
liche" Zeugen auftreten, um den Schadenzauber zu bestätigen. Die Tortur solle nicht über eine
Stunde dauern und nur das nach der Tortur erbrachte Geständnis hatte Gültigkeit. Aufgrund
des neuen Prozeßrechtes traten bis zum Ende des Jahrhunderts nur noch Einzelfälle auf. Als
Freiburg 1677 unter französische Hoheit kam, ließ der absolutistische Staat keine Hexenprozesse
mehr zu. „Die Endphase der Hexenverfolgung in Freiburg zeichnet sich durch ein Verschwinden
der Vorstellung von der Allgegenwart des Teufels und seiner Hexen aus" (S. 120).
Das gelehrte Hexenbild, die ideologische Grundlage der Verfolgungswellen, verschwand aus
den Köpfen. Jedoch sollte die prinzipielle Überwindung des Glaubens an Hexerei und Magie
andauern, denn die magische Volkskultur hat auch heute noch ihre Anhänger.

Wegen der konzentrierten Kürze und guten Lesbarkeit der Studie, ohne daß die Foltermethoden
detailliert beschrieben werden, und dem gleichzeitigen Aufräumen mit Klischeevorstellungen
- nicht 3 bis 9 Millionen, sondern „nur" 3206 Todesfälle in gesamt Baden-Württemberg
stellt die Studie eine Bereicherung zur Freiburger Stadtgeschichte dar, Eine ähnliche
Entwicklung der Verfolgungswellen läßt sich in Lothringen, Kurtrier und Luxemburg
feststellen. Mechthild Michels

Ulrike Rödling: „Hallo, hier Freiburg, Welle 577", Freiburger Rundfunkgeschichte
1926-1946 (Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i.Br. Heft 17). Schillinger
Verlag, Freiburg 1997, 60 S., 40 Abb.

Es ist noch nicht einmal 75 Jahre her, daß die Einwohner Freiburgs und Umgebung das erste
Mal, mehr oder weniger einwandfrei, Radio hören konnten. Ulrike Rödling beschreibt sehr anschaulich
, wie die ersten Programme des Hörfunks zustande kamen. Es fehlten damals weder
Sport- noch Wettermeldungen; auch Musikübertragungen und Vorträge von Wissenschaftlern
wurden gesendet. Die Hörer waren noch gehalten, vorgefertigte Teile des „Detektorempfängers
" selbst zusammenzubasteln. Es läßt sich denken, daß der Empfang solcher Geräte oft zu
wünschen übrig ließ. Trotzdem, bis 1933 gab es in Freiburg und dem Umland bereits 13705
angemeldete Rundfunkgeräte und einmal sogar, im Jahr 1927, hatte ein Hörer aus Kalifornien
Radio Freiburg empfangen können.

Auch damals schon kam es zu Auseinandersetzungen über Reichweiten und Frequenzen.
Im Jahr 1929 wurde entschieden, einen Großsender - als Pendant zu einer Straßburger Rundfunkstation
- in Mühlacker zu errichten. Freiburgs Sendestation hatte das Nachsehen und
mußte sich von nun an mit einer Nebenrolle in der Rundfunklandschaft begnügea

Schon 1932, so Ulrike Rödling, fand unter der autoritären Präsidialregierung von Papens
die Umstrukturierung des Rundfunkwesens statt. Jetzt verstand sich der Rundfunk als Sprachrohr
der Regierung, ihres politischen Programms und seiner Verbreitung.

Die Nationalsozialisten konnten dieses System 1933 nahtlos übernehmen. Eilfertige Parteigänger
beeinflußten von nun an die Programmgestaltung und die PersonalauswahL Gleichzeitig
nahm aus propagandistischen Gründen die Produktion und Verbreitung von Radiogeräten
rapide zu. „Millionen deutscher Volksgenossen" lauschten jetzt den Reden Hitlers, hörten
Sendungen über Bücherverbrennung, HJ-Lager und später Wehrmachtberichte sowie allzeit
die Propagandareden von Goebbels. Nur ein knappes Jahr nach der Machtübergabe an die Nazis
wurde dann die Freiburger Rundfunkanstalt dem „Reichssender Frankfurt" zugeordnet,
von dem jetzt ein Teil des Programms stammte. Für die Eigenständigkeit des Freiburger Sen-

238


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0240