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bzw. Brieffragmente ausgesondert und schließlich zur Sammlung 576 I zusammengefasst. - Der
Vollständigkeit halber sei außerdem auf die Handschrift Bibliotheque de la Ville Colmar, Ms 343,
hingewiesen, bei deren vor einigen Jahren erfolgten Restaurierung gleichfalls Makulatur zu Tage
trat, darunter zwei Fragmente eines Briefes sowie ein Bruchstück einer Pergamenturkunde (sämtliche
Stücke wurden in das Ms 343 eingebunden). Die wenigen erhalten gebliebenen Textzeilen des
Schreibens sind an die Adresse einer muome namens eils gerichtet, die i brieff zugestellt bekommt
(offensichtlich als Anlage zu dem soeben genannten Schriftstück). Möglicherweise bezieht sich der
Terminus brieff jedoch nicht auf ein privates Schreiben, sondern auf das in Ms 343 überlieferte Pergamentbruchstück
; zumindest erwähnt der Text des Urkundenfragments - es handelt sich hierbei um
ein Vidimus einer im Jahr 1421 gefertigten Urkunde - unter anderem eine Ersame fraüwe namens
Else Meylan (als Witwe eines Heinrich smaltz eingeführt, der seinerseits als Bürger von laudaw [das
heutige Lauda-Königshofen bei Tauberbischofsheim?] sowie als vetter von Conrad und Merkel
smaltz, beide scheffen zu laudaw, bezeichnet wird; im übrigen wird Else als base Konrads und Merkels
aufgeführt). Bei der Colmarer Handschrift 343 handelt es sich um ein im 15. Jahrhundert entstandenes
Legendär, das wiederum dem Kloster Unterlinden zugewiesen wird und gemäß einer Notiz
auf fol. 41 v (im Anschluss an die Vita des heiligen Thomas von Aquin [fol. 34r-^Hv] sowie unmittelbar
vor dem Beginn der Barbara-Legende [fol. 41v^6r]) von einer schriberin Soror Elselin
de Bisel angefertigt wurde. Die Herkunftsbezeichnung de Bisel bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit
nach auf das gleichnamige elsässische Dorf (bzw. die Burg) südlich von Altkirch. Hierzu siehe
etwa G. S[chaub], R. S[chwabJ und M. D[oerflinger]: Art. Bisel (commune). In: Encyclopedie de
l'Alsace, Bd. 2, 1983, S. 688; zum Ms 343 siehe Catalogue general (wie Anm. 3), Nr. 364, S. 139
f.; weiter: unten, Anm. 128.
5 Zum Bedeutungsspektrum von muome siehe neuerdings William Jervis Jones: German Kinship
Terms (750-1500). Documentation and Analysis (Studia Linguistica Germanica 27). Berlin/New
York 1990, bes. S. 27-30, 131-139, 205-212. Zur Bedeutung von mhd. (!) muome ('Mutterschwester
') siehe: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich
Benecke. Ausgearb. von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. Nachdruck der Ausgabe Leipzig
1854-1866. Mit einem Vorwort und einem zusammengefaßten Quellenverzeichnis von Eberhard
Nellmann sowie einem Alphabetischen Index von Erwin Koller, Werner Wegstein und
Norbert Richard Wolf. Bd. 1-3. Stuttgart 1990, Bd. 2. Abt. 1: M-R. Bearb. von Friedrich
Zarncke, S. 240. Ob die im vorliegenden Brief belegte Verwandtschaftsbezeichnung im Sinne von
'Tante mütterlicherseits' aufzufassen ist, lässt sich auf der Basis des mir zugänglich gewordenen
Quellenmaterials nicht sicher entscheiden. Bernhard Metz (Strasbourg/Archives de la Ville), einer
der besten Kenner elsässischer und südwestdeutscher Quellenzeugnisse des Mittelalters, äußerte die
Ansicht (mündliche Mitteilung vom 8. Oktober 1999), ein lediglich von einer singulären Bezeugung
abgeleiteter Terminus, wie er uns in Susannas Brief begegnet, reiche keineswegs hin, ein solches
Verhältnis zu sichern. - Allerdings sei auf eine eheliche Verbindung zwischen einem seit dem Jahr
1436 bezeugten Caspar von Falkenstein (1492 als verstorben bezeichnet) und einer in den Jahren
1491 und 1523 nachweisbaren Agnes von Kippenheim, die vermutlich im Jahr 1527 starb, hingewiesen
, wobei jedoch offen bleiben muss, ob und aufgrund welcher genealogischen Beziehung dieses
Ehepaar mit Susanna von Falkenstein und Dorothea von Kippenheim verwandt war. Nachweise:
Kindler (wie Anm. 9), Bd. 1, S. 327, sowie ebd., Bd. 2, S. 287; weiter: unten, Anm. 68, 69. Möglicherweise
würde eine umfassende Auswertung archivalischer Bestände zu dem Ergebnis führen,
dass die genannte Eheschließung das verwandtschaftliche Verhältnis zwischen Susanna von Falkenstein
und Dorothea von Kippenheim letztlich begründet hat. So wäre es beispielsweise nicht ausgeschlossen
, dass Susanna Caspars und Agnes' Tochter, Dorothea hingegen Agnes' Schwester war.
- Darüber hinaus sei jedoch auch auf die Urkunde im Stadtarchiv Freiburg (im Folgenden StadtAF),
A 1 XIV. Fürsten und Herren, b. Falkenstein im Höllental, 18. Dezember 1408, hingewiesen, aus der
hervorgeht, dass der Edelknecht Hanman von Falkenstein von Dachswangen einer fyen vaegin von
keppenbach, die als Klosterfrau des Freiburger Dominikanerinnenklosters St. Katharina bezeichnet
wird, einen Zins verkauft hat. Es ist durchaus möglich, dass dieses Rechtsgeschäft aufgrund verwandtschaftlicher
Verbindungen zustande kam, auch wenn eine solche Beziehung in der Verkaufsurkunde
nicht explizit Erwähnung findet. Zur Person des Verkäufers siehe Kindler (wie Anm.
9), Bd. 1, S. 326; zur Lokalität Dachswangen (ehemalige Wasserburg bei Umkirch [nordwestlich
von Freiburg], heute die sogenannte 'Dachswanger Mühle') siehe Vinzenz Kremp: Geschichte des
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