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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 248
(PDF, 59 MB)
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Ich könnte über diese Zusammenhänge wenig Vernünftiges darstellen, hätte nicht
Dr. Franz Flamm, der damals in einem Brennpunkt der Sozialarbeit stand, in einer
umfassenden Dokumentation festgehalten, was geschah, was die Menschen gelitten
und geleistet haben.4

1. Bedingungen der internationalen Solidarität für Freiburg

Barrieren für die Auslandshilfe

Man konnte in Deutschland und auch in Freiburg 1945 nicht damit rechnen, dass die
Siegermächte den besiegten Deutschen in ihrer Not nun gleich wieder zu Hilfe kommen
würden. Da hatten sie in Casablanca am 24. Januar 1943 beschlossen, Deutschland
zu unconditional Surrender, der „bedingungslosen Kapitulation" zu zwingen,
und genau das hatte die deutsche Regierung am 8. Mai 1945 akzeptieren müssen.
Es gab daher genügend politische Barrieren gegen eine internationale Solidaritätsaktion
, zumal die Versorgungslage bei den europäischen Siegerstaaten miserabel genug
war. Noch größer war die moralische Barriere in der Völkergemeinschaft der
freien Welt gegen die Deutschen, die sich mit ihrem verbrecherischen Regime kollektiv
zutiefst verschuldet hatten. Wem konnte man da überhaupt noch trauen? Waren
nicht alle - außer den Opfern (und den Emigranten) - verstrickt; und galten diese
Deutschen nicht aus der Sicht etwa vieler Amerikaner geradezu als Monster? Eine
dritte Barriere war ganz praktischer Natur: Selbst wenn es Hilfsgüter gab: Wie sollte
man sie verteilen? Es gab keine intakte Infrastruktur, keine LKWs, keine durchgehende
Eisenbahn, keine funktionierende Verwaltung. Wie also Hilfe leisten - und
gar: wie sie gerecht verteilen?5

Es gehört zu den „Wundern" der Nachkriegszeit, dass dennoch eine spontane, gewaltig
anschwellende und höchst wirksame, weil bis zur Genesung der Stadt und
ihrer Gesellschaft anhaltende Auslandshilfe erfolgt ist, die einfach nicht vergessen
werden darf.

Motive der Helfer

Die Motive waren vielfältig. Die Hilfe kam aus verschiedensten Ländern. Die Geber
gehörten ganz unterschiedlichen Gruppierungen an. Spenden leisteten Menschen
aus allen sozialen Schichten. Über 25 Länder haben sich beteiligt, mehr als 200 Organisationen
wirkten mit.

Es ist unverkennbar, dass die stärksten Antriebskräfte zur Solidarität einem religiös
begründeten Ethos entsprungen sind. Gut die Hälfte der gesamten Sachgüter-
hilfe für Deutschland ging an die beiden kirchlichen Sozialeinrichtungen, Caritas
und Evangelisches Hilfswerk. Schweizer hatten sich als erste zur Hilfe für die Nachbarn
in Deutschland entschlossen. Es war der Direktor des Schweizer Caritas-Verbandes
, der schon im Oktober 1944 mit dem Freiburger Erzbischof Conrad Gröber
über eine mögliche Auslandshilfe nach Kriegsende verhandelte.6 Im Februar 1945
fasste dann die Dekanatsleitung von Basel-Stadt den Beschluss: „Die römisch-katholische
Gemeinde Basel übernimmt in Freiburg i. Br., sobald die Stadt aus der
Kampfzone herauskommt, eine Hilfsaktion." Man wandte sich im Pfarrblatt an die
Basler Katholiken mit einem Spendenaufruf. Neben dem damaligen Direktor der

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