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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 18
(PDF, 49 MB)
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galten, wie auch sonst üblich, eigene Regelungen. Diese Objekte bleiben, sollte der
Mann zuerst versterben, im Besitz der Frau. Sie wird sie gegebenenfalls ihrer Tochter
oder einer anderen Frau vererben, sie bleiben also immer in weiblicher Hand.
So entspricht diese Gewohnheit der herrschenden Vorstellung von der rechten Ordnung
der Geschlechter, wonach es spezifische Männer- und Frauenräume gab,
ebenso wie Gebrauch und Verfügungskompetenz über Hausrat, Kleidung und persönliche
Wertgegenstände (wie beispielsweise Waffen) jeweils einem Geschlecht
zugeordnet wurden.

Zu den Personen

Über die Braut Christina Peygerin ist, wie oben erwähnt, außer dem Eheschluss wenig
bekannt. Ihr Vater Ludwig Peyger17 gehörte - wie schon sein Großvater und sein
Vater, der Hafen- und Glockengießer Hans Peyger, - als Glockengießer der vornehmen
Zunft der Hausgenossen an, in welcher die Wechsler, Goldschmiede und Gießer
organisiert waren. Diese stand nach der Kaufleutezunft an zweiter Stelle der vier so
genannten Herrenzünfte an der Spitze der Basler Zünfte. Peygers Ruhm als erfolgreicher
Handwerker-Künstler wurde zu Lebzeiten in einer Mitteilung des Basler
Rats festgehalten.18 Wir kennen ihn andererseits auch als Auftraggeber und Stifter
einer Figurengruppe für die Basler Heiligkreuzkapelle vor dem Spalentor.19

Weitere Zeugnisse fasst der Historiker Rudolf Wackernagel mit folgenden Worten
zusammen: Peyger führt „ein üppiges Leben mit Spiel und Weibern, beschimpft seinen
Zunftmeister [Balthasar Hütschy], ist beim großen Münzbetrug 1474 einer der
Mitschuldigen."20 Dem Münzmeister - er war auch mit der Prägung der Goldgulden
in der Reichsmünze betraut - und einigen Wechslern, allen voran Balthasar Hütschy,
wurde Münzbetrug und Wucher in großem Stil vorgeworfen. Der Rat ließ sie verhaften
; erst nach einem Prozess und nach Zahlung einer Kaution kamen sie wieder
frei. Weiterhin übten diese Herren ihre Ämter aus,21 und so schadete die Affäre auch
Peyger nicht, saß er doch schon in der Amtsperiode 1475/6 erstmals als Mitglied der
Hausgenossenzunft im Rat der Stadt. Bald trat er in das wichtige Kollegium der Sieben
ein, das im Rat mit der Finanzkontrolle befasst war.22 Neben seinem Handwerk
betrieb Ludwig Peyger einen Handel mit Kölner und Nürnberger Eisenpfannen. Damit
griff er anscheinend in das Monopol der Kessler ein. Die im Kesslerbund organisierten
Kaltschmiede deponierten 1477 beim Basler Rat eine Beschwerde. Es wundert
kaum, dass das Gremium seinen Ratskollegen Peyger schützte und den Beschwerdeführer
abwies.

Während sein Vater Hans im Auftrag Felix' V. die Papstglocke des Basler Münsters
goss,23 schuf Ludwig Peyger Glocken für die Kirchen in Freiburg i. Ü, Schwyz,
Beromünster, Sempach, Risch, Dinhart und die Hofkirche Luzern.24 Auch ist er der
Schöpfer der „Osanna-Glocken" für die Dorfkirchen in Pratteln und Gelterkinden,
einer Glocke für die Stadtkirche im aargauischen Baden und einer „Osanna-Glocke"
für den Stadtturm, den so genannten Brugger Turm, in der selben Stadt - nicht zu
vergessen die Schillerglocke des Schaffhauser Münsters, ebenfalls eine „Osanna-
Glocke". Aus seiner Werkstatt stammen auch die Glocke in Bregenz und vermutlich
die zwei unsignierten Glocken aus Pratteln und Bretzwil.25

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