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Aus seiner Ehe mit Elsa Krütznach gingen außer Christina die drei Kinder Hans,
Diepold und Anna hervor. Die Heirat des Sohnes Hans mit Elsa Zschekkabürlin, die
aus vornehmster, der Finanzelite angehörender Familie stammte, unterstreicht Pey-
gers hohen Rang an der Spitze des städtischen Sozialgefüges.26
Der Bräutigam Hans Briswerk aus der Nachbarstadt Freiburg im Breisgau gehörte
der Krämerzunft an und war zwischen 1485 und 1499 Mitglied des Freiburger
Rats.27 Während seiner Ratstätigkeit war er zunächst 1485 als Brotschauer, dann
ab 1490 als Baumeister, Kaufhaus-Amtherr und Holzmeister in mehreren städtischen
Ämtern tätig.28 Von 1488 bis 1500 war er in fünf Halbjahresperioden Mitglied des
Schultheißengerichts. Es darf angenommen werden, dass die Heirat mit der vornehmen
Baslerin sein soziales Ansehen mehrte. Das weitere Schicksal der Eheleute
Briswerk-Peygerin bleibt noch zu erforschen.
Es sollte gezeigt werden, dass eine an sich unspektakuläre Urkunde im Gesamtzusammenhang
der „Gender-History" auf größere Dimensionen der städtischen
Wirtschafts- und Lebensverhältnisse verweist. Für die Gestaltung der Geschlechterbeziehungen
sind das Recht - wie das eheliche Güter- und Erbrecht, aber auch die
Rechte der Zünfte und Bruderschaften - und die Institution der Geschlechtsvormundschaft
(des Vaters/Ehegatten über die Frau) entscheidend. Es setzt den Rahmen
für die eheliche Machtverteilung und die Handlungsspielräume von Frau und Mann
u. a. bezüglich der Vermögensbildung und -Verwaltung. Es hat Auswirkungen auf die
wirtschaftlichen Perspektiven des überlebenden Ehepartners und der Familie beziehungsweise
der Nachkommenschaft. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Recht
selbst - so wenig wie die Gesellschaft, die es hervorbringt - nicht statisch ist, sondern
immer wieder neu auszuhandeln ist. Das gleiche gilt für die Beziehungen zwischen
Männern und Frauen.
Die Urkunde vom 1. August 148829
Urkunde auf Pergament, mit vier anhängenden Siegeln. Höhe: 32,5 cm + 5 cm Siegel
, Breite: 62 cm
„In dem Namen der Heiligen und ungeteilten dryvaltikeit gottes des vatters, des
suns und des heiligen geistes Amen.
Wir nachgenampten Ludwig Peyer, Burger zu Basel, an einem, und Hans Briß-
werck von Friburg am andern teylen, tuond kunt menglichem und bekennen offenn-
lich mit disem brieff, daz wir mit guter zitlichen vorbetrachtung, sunderm wissen,
und guten willen unnsern lieben und guoten angebornen fründen, vorab got dem al-
mechtigen und dem wirdigen sacrement der heiligen ee, so er selbs uff gesetzt und
wirdiglich zu halten gebotten hat, zuo lob und ere, ouch lieb und fruntschafft zwu-
schen unns zuo meren, mitteinander guotlichen eins worden, und im bywesen der er-
samen, fürnemen und wisen herren Heinrich Riehers, obersten Zunfftmeisters der
Statt Basel, Clausen Meigers Ratschribers und Steffan Steins, burger zu Basel unn-
ser lieben herren und fründen fruntlich uberkomen sint, also das ich Ludwig Peyger,
dem obgenanten Hannsen Brißwerck Kristinen Peygerin, min eliche liebe dochter,
inn dem namen des almechtigen gots zuo einem elichen gemahel zu geben, und ich,
Hanns Brißwerck dieselben kristinen peygerin inn demselben namen zu minem eli-
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