Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 28
(PDF, 49 MB)
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an, Schulden zu machen. Bald musste er Hilferufe an seine Kumpane senden, die erstaunt
und verärgert darüber waren, wie schnell er sein Geld durchgebracht hatte.
Letztlich schickten sie aber doch noch Mathis Jacob mit 80 Gulden nach Augsburg,
der zumindest einen Teil von Vischers Schulden beglich. Auf weitere Summen
konnte Vischer aber nicht mehr hoffen und so scheint er bereits Anfang 1602 wieder
nach Freiburg zurückgekehrt zu sein. Hier traf er auf Widenmeyer, der sich ebenfalls
schlecht von Scherer und Jacob behandelt fühlte, die ihm kein Geld geben wollten.
Vischer und Widenmeyer klagten einander Jr nott von den anderen Jren Zwayen
mittgesellen10 und fingen an, über neue Geldquellen nachzusinnen. Schließlich verfielen
sie auf die Gewölbe der Universität11 und begannen mit der Anfertigung von
Nachschlüsseln. Ende März 1602 brachen Vischer und Widenmeyer dann das erste
Mal in die Universität ein, bohrten eine Geldtruhe auf und erbeuteten rund 500 Gulden
, die sie später im Wald brüderlich teilten. In den folgenden Tagen stieg Vischer
noch mehrfach allein in die Universität ein und stahl Silbergeschirr. Beim Vergraben
dieser Sachen half ihm Widenmeyer, der zudem an Christi Himmelfahrt 1602 vormittags
noch einmal mit Vischer in die Universität einbrach. Bald darauf verließ
Widenmeyer Freiburg in Richtung Oberbaden. Möglicherweise wurde ihm Vischers
Verhalten zu gefährlich, der scheinbar nach Belieben in die Gewölbe der Universität
einstieg und kaum noch Vorsichtsmaßnahmen traf.

Am 27. Mai 1602, einem Montag, wurde Vischer dann bei einem Einbruch in der
Universität auf frischer Tat ertappt und verhaftet. Zwei Tage später informierte die
Universität den Rat der Stadt Freiburg von der Gefangennahme und teilte dem Rat
die ersten Aussagen Vischers mit. Bereits am 31. Mai wurde im Rat ein Verhörprotokoll
Vischers verlesen, so dass nun die Namen aller seiner Komplizen sowie die
einiger Mitwisser und Zechkumpane bekannt waren. Die Universität hatte unterdessen
dafür gesorgt, dass Hans Scherer in Ebnet von der dortigen Obrigkeit, den
Herren von Landeck12, verhaftet worden war. Der Rat blieb nicht untätig und ordnete
die Verhaftung einiger Personen an, die man der Mitwisserschaft verdächtigte.
Nach Mathis Jacob und Hieronymus Widenmeyer, die beide nicht in Freiburg waren
, ließ der Rat eine Fahndung einleiten. Im Falle Widenmeyers hatte die Suche
rasch Erfolg; Widenmeyer wurde Anfang Juni in Bremgarten festgenommen und
am 16. Juni 1602 nach Freiburg aus- und in den Christoffelturm eingeliefert. In der
Zwischenzeit hatte man die Mutter von Mathis Jacob verhaftet, die im Verhör aussagte
, ihr Sohn sei in Rottenburg. Ein dorthin entsandter Bote bestätigte dies und
konnte den Rat beruhigen; Jacob saß in Rottenburg wegen der Beteiligung an
einem Totschlag in Untersuchungshaft. Der Rat betrieb nun die Auslieferung
Jacobs, die sich bis zum 9. Juli 1602 verzögerte. Zusätzlich bemühte sich der Rat
um die Überstellung von Scherer und Vischer aus landeckischer bzw. universitärer
Haft, was aber in beiden Fällen erfolglos blieb. Allerdings kam es dabei zu bizarren
Kombinationen, als Rat und Universität vereinbarten, gemeinsam wegen der
Auslieferung Scherers vorstellig zu werden, während man sich untereinander
wegen der Weigerung der Universität, Vischer in städtischen Gewahrsam zu überstellen
, auf das Schärfste stritt und die vorderösterreichische Regierung in Ensis-
heim um Vermittlung anrief.

Anfang August waren die Verhöre von Mathis Jacob und Hieronymus Widen-

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