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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 60
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0060
Magdalena bei seinem Sohn Franz im Bett schlafen. Die Tochter Maria gab zudem
ihren Vater schwer belastende Aussagen zu Protokoll, und zwar: „1. Dass der Vat-
ter auffs wenigst vier mahl mit ihr in Unzucht zu thun gehabt. 2. Und nicht nur
irgent, wann er berauscht, sondern auch, wann er nüchtern gewesen. 3. und zu mahlen
, dass er mit seinem leib, sich auff ihren leib, entblöst geleget, 4. unnd sein mem-
brum virile, in ihr membrum muliebre gethan. 5. Und dass sie das erste mahl etwas
schmertzen und wehe davon empfunden: nachgehents aber nicht, sondern habe
mehr guth und ihr wohl gethan. 6. Dass er auch sie darbey mehrmahlen naß gemacht
: und was dergleichen umbstände mehr, welche sie ihm dem vatter, auch in
confrontatione getrost und beständig unter äugen gesagt. 7. Dabey zugleich conte-
stiret, dass sie es vor unrecht gehalten, auch vorthien nicht mehr bey ihm zu liegen
begehre".13 Barthel Kühnlin gestand einige Punkte durchaus ein,14 stritt jedoch ab,
„dass er ihr der Tochter mit seinem membri virilij were bey, und in leib kommen,
und würcklichen mit deroselben zu thun gehabt".15 Für den Fortgang des Verfahrens
und das Urteil im Fall Barthel Kühnlin ist dies der entscheidende Punkt, ob
nämlich der Missbrauch an der Tochter wirklich vollzogen wurde oder, wie es in
den Dokumenten heißt, in „terminis conatus" geblieben, also nur versucht worden
war. Um die Wahrheit herauszufinden, wird der Tathergang ins Detail gehend erforscht
, die erlangten Aussagen schaffen aber auch keine letzte Klarheit. Die Hebammen
, die durchaus der Meinung waren, dass Barthel etwas mit seiner Tochter
verübt habe, neigen zu der Annahme, dass das Kind für eine vollzogene Penetration
noch zu jung gewesen sei.

Es kommt zu einer Ausweitung des Falls, als Maria im Laufe der Verhöre ihren
Bruder Franz schwer belastet. Denn auch der Bruder habe mit ihr „in unzucht zu
thun gehabt, und bluthschand verübet".16 Franz verteidigt sich, wie das erste Straßburger
Gutachten zeigt, dermaßen ungeschickt, dass die Inquisitoren (Verhörenden)
weitere unzüchtige Schandtaten vermuten: „Er Frantz Kühnlin aber solches pertina-
citer wider sein wissen und gewissen geläugnet, sonderlichen den umbstand, dass er
sie iemahlen naß gemachet hette: habe der gerechte Gott wunderbarlich geschicket,
dass in dem er vermessentlich die herrn deputirte hierdurch hintergehen und bereden
wollen, er zu der Zeit noch impotens gewesen, also dass er auch nicht nur gewußt
, was manns saamen seye, und umb solchem vorgeben einen schein zu machen,
diese ration beygesetzt, er solche wissenschafft erst vor einem halben jähr erlanget,
diese (die herrn deputierte) hierauff von ihme, wie er dann solche Wissenschaft erlanget
, von ihme zu wissen begehret, und er ferner vorgeben und diessen bericht erstattet
, dass als nächst verwichenen sommer, er neben Hannß und Martin, die
Birckenmeyer, item Christel Dietlicher, Mathis Rauch, und mehr andern, im kalten
badt gewesen, und sich hernach an die sonne geleget, were ihm, ohne dass er was
gemacht, der saamen entgangen, wie auch den übrigen, weren nicht aneinander, sondern
von einander gelegen, und hette einer dem anderen zugesehen".17 Die Freiburger
Inquisitoren, misstrauisch geworden, wollen das doch genauer wissen, zitieren
die fraglichen jungen Männer zum Verhör und bringen „ad nauseam" heraus, dass
sich diese auf ziemlich eigentümliche Art „öffentlich am hellen tag, auff freyem
feldt, im bey sein und zusehen vieler anderer unschultiger knaben"18 gegenseitig ma-
sturbiert hatten, und zwar auf diese Weise, dass sie „nicht nur nebeneinander, son-

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