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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 88
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restag der Julirevolution 1830. Wenn man diese Umstände beachtet, könnte man die
Zeichnung einer Subskription für Polen als eine Stimme für die badische Pressefreiheit
und liberale Reformen interpretieren. Die karitative Aktivität für Polen hatte
für die Zeitgenossen von Anfang an unverkennbar politische Züge und galt als freiheitliche
Meinungsäußerung.26 Diese Tendenz wurde im Laufe der Tätigkeit des Vereins
beibehalten. Doch mag die Abreise Welckers und Wessenbergs aus Karlsruhe
im Dezember 1831 die politische Tendenz des Vereins als einer oppositionellen
Demonstration etwas abgeschwächt haben. Mit der Abreise der Abgeordneten und
der sich im Lande verbreitenden Erwartung auf praktische Einführung der Reformen
des Landtags 1831 verschob sich das politische Schwergewicht in die badische Provinz
.27

Im Laufe der polnischen Durchzüge nahm aber eine andere Besonderheit der
polenfreundlichen Tätigkeit zu. Der Erfolg der in Deutschland so breit ausgedehnten
praktischen Hilfeleistung war lediglich dank der engen Zusammenarbeit der
Komitees der Polenfreunde in verschiedenen Orten möglich. Denn wenn die Organisation
der Unterstützung effektiv sein sollte, setzte das die Mitarbeit mehrerer Vereine
voraus. Man kann deutlich sehen, wie die Notwendigkeit der Zusammenarbeit
die Aktivität der Bürger erweckte und diese die Stadt- und Staatsgrenzen überschreiten
ließ. Das führte zu zahlreichen Kontakten, zu sich Kennenlernen und Meinungsaustausch
und in der Konsequenz zur Entstehung eines gewissen Netzes der
Polenfreundevereine.28 Berücksichtigt man, dass auch die politischen Sympathien
der meisten Akteure gleichartig waren, dann drängt sich die Schlussfolgerung auf,
dass sich liberale politische Ansichten in der Polenfreundschaft zusammenfanden.

Die politische Atmosphäre in Baden wandelte sich jedoch vom glorreichen Landtag
1831 mit der Einführung der Pressefreiheit bis hin zum Hambacher Fest und seinen
restriktiven Folgen im Sommer 1832 sehr schnell. Das schlug sich in der Bereitschaft
und Möglichkeit, die freisinnige Meinung in der Öffentlichkeit zu bekennen
, nieder. Am Beispiel der badischen Polenfreundschaft lässt sich das Schwanken
der Stimmungen der badischen Öffentlichkeit, vom freiheitlichen Enthusiasmus und
Engagement bis zur Enttäuschung und Resignation, gut beobachten.

Korrespondenz

In der Phase, aus welcher die Korrespondenz zwischen dem Pariser Polnischen Nationalkomitee
und dem badischen Polenverein stammt, lag die Leitungsfunktion des
Karlsruher Vereins in Händen des Freiherrn von Fahnenberg. Die Briefe aus Paris
wurden an seine Adresse geschickt, nach der offiziellen Auflösung des Vereins
wurde er persönlicher Adressat. Von Fahnenberg verfasste auch die Antworten nach
Paris, worauf dieselbe Handschrift aller Briefentwürfe hinweist.29

Karl Heinrich Freiherr von Fahnenberg (1779-1840)30, der Nachkomme eines geadelten
Stadtschreibers31, führte seit 1819 reformatorisch die badische Oberpostdirektion
und war als Herausgeber der ökonomischen Zeitschriften tätig.32 Sein Interesse
für Nationalökonomie und Pressefreiheit stellt ihn in die Reihe der fortschrittlich
orientierten Beamtenliberalen.33 Fahnenbergs Aktivität im Polenverein
überschnitt sich mit der Tätigkeit in einem andern gemeinnützigen Verein, dem Ver-

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