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7.
Das Polnische Nationalkomitee an den Polenverein in Karlsruhe
Paris 4 August 1832
Unser Landsmann Michael Hube Staatsreferendär und Mitglied des polnischen National
Comites in Paris hat ebenso ein Werk in der deutschen Sprache herausgegeben
vorin das russische Regierungssystem in dem sogenannten Königreich Polen beschrieben
ist. Gleich nach Vertreibung der Russen aus Warschau, als Präsident eines
Comites zur Untersuchung der Papiere der geheimen Polizei ernannt, war er im
Stande diese höllische Institution in ihrer tiefsten Quelle zu ergründen, und dieselbe
in allen ihren Ramification zu verfolgen. Sein Werk mag als ein warnendes Denkmal
für alle Völker dienen, wie weit die Willkürlichkeit der Regierung gehen kann,
wenn die gesetzliche Volks-opposition nicht stark genug ist, um sie in ihre eigen-
thümliche Gränzen zurückzuweisen, und dass in solchem Falle dem Volke nichts
mehr übrig bleibt, als gewaltsame Mittel zu ergreifen. Der Verfasser hat das oben genannte
Werk auf seinen eigenen Kosten herausgegeben. Wir nehmen uns die Freiheit
es ihnen zu empfehlen, und zu bitten, zur Verbreitung desselben vermittelst der
Buchhändler beyzutragen. Es ist ein Verlag bey Heideloff und Campe in Paris, Rue
Nivienne Nr. 16, und bereits an mehrere Buchhandlungen in Deutschland geschickte
.
Der President
Lelewel
der Sekretär Valerian Pietkiewicz
8.
Fahnenberg an das Polnische Nationalkomitee
Karlsruhe, am 19. August 1832
Edle Männer!
Von dem Inhalte Ihres Schreibens vom 4. dieses Monats habe ich nicht ermangelt
die hiesigen Freunde Ihres Volkes in Kenntnis zu setzen.
Wir alle sehen mit Begierde dem interessanten Werke Ihres wackern Landsmannes
Herrn M. Hube entgegen, besorgen aber, dass der Absatz in Deutschland, in Folge
der neuesten Bundestagsbeschlüsse, nicht gestattet werden dürfte.
Ich sehe mich nunmehr in die traurige Nothwendigkeit versetzt Ihnen anzeigen zu
müssen, daß sich der hiesige Polenverein am 4ten d. M. aufgelöst hat. Der gänzlich
erschöpfte Zustand unserer Kasse und die Unmöglichkeit uns, bei den jetzigen
politischen Verhältnissen, neue Geldmittel zu verschaffen zwangen uns zu diesem
Entschlüsse. Wir konnten dieß jedoch, um so eher thun, als nunmehr von Seiten
der Regierung für die Verpflegung und Weiterbeförderung Ihrer, durch das
Großherzogthum, kommenden, Landsleute, auf eine sehr humane Weise, Sorge getragen
wird.
Seit dem November, voriges Jahres, bis zu Anfang dieses Monats kamen 655 Ihrer
Landsleute durch hiesige Stadt, die wir alle beherbergt, verköstigt und weiterbefördert
ja die Mehrheit derselben auch mit Geld und Kleidungsstücken unterstützt
haben. Es bleibt uns daher das süße Bewußtseyn gegen diese Unglücklichen die
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