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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 114
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0114
Angeregt durch das Buch „Laubhüttenfest 1940. Warum Therese Löwy einsam
sterben musste" von Hugo Ott, em. Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
an der Universität Freiburg, das im Verlag Herder, bei dem ich 1966 bis 1992 arbeitete
, 1994 erschien, wandte ich mich wegen meiner Großmutter an ihn, hatte er doch
das Schicksal einer jüdischen Frau geschildert, die am 22.0ktober 1940 in Freiburg
zum Transport nach Gurs abgeholt werden sollte. Er stellte freundlicherweise für
mich Nachforschungen an und recherchierte im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv. Dabei
ergab sich, dass meine Großmutter in der eigentlichen Deportationsliste zum 22. Oktober
1940 nicht aufgeführt wurde, wohl aber im „Verzeichnis der am 1. Februar
1941 in Baden noch wohnhaften Juden: Volljuden und in Mischehen lebenden Juden
". Für die Stadt und den Landkreis Freiburg wurden damals 173 Namen zusammengetragen
, alphabetisch geordnet. Als Nr. 155 steht in der Liste: „Von den Steinen
, Eleonore Sara, Littenweiler, St. Antoniushaus".2

Im Freiburger Melderegister (Stadtarchiv) ist auf einer Karteikarte zu lesen, dass
sie am 8. Dezember 1944 von der Schlageterstr. 15 (heute Leopoldring 13), damals
das Mutterhaus der Erlenbader Franziskanerinnen, nach Herten im Kreis Lörrach
umgemeldet wurde.

Prof. Ott schrieb mir, dass sich in dem Gebäudekomplex an der Schlageterstraße
damals auch die Verwaltung des Diözesan-Caritas-Verbandes unter Leitung von
Domkapitular Dr. Eckert (später Präsident des DCV) befand, und er kommentiert es
mit der Bemerkung „Vielleicht gab es da bestimmte Zusammenhänge."

Dass sie durch eine Freundschaft mit einer leitenden Mitarbeiterin der Caritas, Dr.
Maria Bornitz - die ihrerseits mit der Tochter des nach Neuseeland emigrierten jüdischen
Dichters Karl Wolfskehl, Renate Wolfskehl, eng befreundet war - sehr verbunden
war und diese sicher während der schlimmen Jahre „ihre Hand" über sie
hielt, war meiner Familie und mir immer bekannt.

Die alten Damen im Antoniushaus, unter denen eine „eine besondere Nazisse"
war, wie ich mich von meinen Kinderbesuchen dort erinnere, wussten mit Sicherheit
nicht, dass eine Jüdin jahrelang zwischen ihnen im Esssaal saß.

Anmerkungen

1 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), C5/2587; StadtAF, D.Sa Generalia 138.

2 Hauptstaatsarchiv Stuttgart, EA 99/001 Bü. 268, Kopie im Stadtarchiv Freiburg.

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